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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 27.11.2006:

Es mangelt an Ausbildungsreife und Berufsorientierung

Landespartnerschaft fördert Kooperation zwischen Schule und Wirtschaft

Olaf und Ingo machen nächsten Sommer ihren Hauptschulabschluss. Wie es dann weitergeht? "Keine Ahnung", meint Ingo. Er lässt erst einmal alles auf sich zukommen. Ingo ist kein Einzelfall. Auch am Ende der Abschlussklasse haben viele Jugendliche auf diese Frage keine Antwort. Eine Initiative der Landesregierung Schleswig-Holsteins will Jugendlichen künftig mehr Mut machen und ihnen den Wechsel von der Schule in den Beruf oder ins Studium erleichtern.

Die Landespartnerschaft Schule und Wirtschaft
Die Landesregierung Schleswig-Holstein baut ihre langjährige Kooperation zwischen Schule und Wirtschaft weiter aus. Am 17. Oktober 2006 haben die Bildungs-, Wirtschafts- und Arbeitsministerien gemeinsam mit den Industrie- und Handelskammern, den Handwerkskammern, der Vereinigung der Unternehmensverbände in Schleswig-Holstein und Hamburg sowie der Regionaldirektion Nord der Bundesarbeitsagentur eine landesweite Kooperation vereinbart. "Es besteht kein Zweifel mehr daran, dass zur Verbesserung der Ausbildungsreife und Berufsorientierung sowohl die Politik und die Schulen als auch die Wirtschaft gefordert sind", begründete Bildungsministerin Ute Erdsiek-Rave die frisch besiegelte Partnerschaft. "Ein großer Teil der Schulabsolventen wechselt nicht direkt in eine betriebliche Ausbildung, sondern in vorbereitende Maßnahmen", kritisiert sie. Sie stellte das Projekt gemeinsam mit Wirtschaftsminister Dietrich Austermann und Hans Heinrich Driftmann, Präsident der Industrie- und Handelskammer Schleswig-Holstein und der Vereinigung der Unternehmensverbände Schleswig-Holstein und Hamburg, in Kiel vor. Hans Heinrich Driftmann betonte, dass die mangelnde Ausbildungsreife der häufigste Kritikpunkt der Unternehmen überhaupt sei. "Wir glauben, dass es möglich ist, die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Schulen zu intensivieren." Es gebe eine Vielzahl von Aktivitäten, diese müssten systematisch koordiniert werden, betonte er.

Jugendliche ohne Ausbildung und Arbeit
Nur wenige Schülerinnen und Schüler sind innerlich darauf eingestellt, ins Berufsleben zu wechseln. Selbst von denjenigen, die eine Lehrestelle aufnehmen, beenden viele diese Lehre wieder vorzeitig. Allein im vergangenen Jahr wurden von insgesamt 50 000 Ausbildungsverträgen etwa 2 500 abgebrochen. Nach der Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) sind 13,1 Prozent aller Arbeitslosen unter 25 Jahre alt, 1,06 Millionen Jugendliche unter 25 Jahren beziehen SGB II-Leistungen (Hartz IV). Und immerhin rund zehn Prozent, der am Ende der allgemein bildenden Schulpflicht entlassenen Schülerinnen und Schüler, erreichen in Deutschland heute keinen Hauptschulabschluss. Aber auch Jugendliche mit Hauptschulabschluss haben zu einem sehr großen Teil keine realistische Perspektive, unmittelbar nach der Schule in eine Ausbildung oder Erwerbstätigkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt zu wechseln, weil die beruflichen Anforderungen erheblich gestiegen sind und der Bedarf an Arbeitskräften mit niedriger Qualifikation stark gesunken ist.

Serviceagentur Schule-Wirtschaft
Ziel der "Landespartnerschaft Schule und Wirtschaft" ist es, jungen Menschen Perspektiven aufzuzeigen und sie in ihrer Ausbildungsreife und Berufsorientierung frühzeitig zu stärken. Die Partnerschaft baut dabei auf langjährige gute Erfahrungen mit der Wirtschaft. IHK-Präsident Hans Heinrich Driftmann versichert: "Wir sind an einem reibungslosen Übergang von der Schule in die Wirtschaft interessiert. Dieses Interesse haben auch Schulabgänger und ihre Eltern. Wir müssen deshalb erreichen, dass Schüler und Schülerinnen besser auf die Anforderungen in der Wirtschaft und auf den Arbeitsmarkt vorbereitet sind. Die Landespartnerschaft ist dabei ein wichtiger Schritt." Horst Kruse, Präsident der Handwerkskammer Lübeck, beteuert: "Wir werden alles daran setzen, möglichst für jede weiterführende Schule in unserem Land Partnerschaften mit den Betrieben vor Ort zu schaffen."

Das Kernstück der Landespartnerschaft ist die "Serviceagentur Schule-Wirtschaft". Ihre Aufgabe besteht darin, die Vielzahl der bestehenden Projekte zu vernetzen und als landesweite "Drehscheibe für Informationen" Transparenz über die Aktivitäten, Projekte und Initiativen herzustellen. Sie ist ein Kooperationsprojekt des Ministeriums für Bildung und Frauen mit der Studien- und Fördergesellschaft der schleswig-holsteinischen Wirtschaft. Die Informations- und Beratungsstelle soll langfristig dazu beitragen, die Studierfähigkeit und Ausbildungsreife der Absolventinnen und Absolventen in Schleswig-Holstein zu verbessern. Im Bildungszentrum Tannenfelde findet am 14. Dezember 2006 die Auftaktveranstaltung der Serviceagentur statt.

Zurzeit wird eine Informations- und Kommunikationsplattform im Internet aufgebaut, die der Serviceagentur ihre umfassende Aufgabe erleichtern soll. Zielgruppen sind alle Schulen, außerschulische Partner und Betriebe. Gerade die enge Zusammenarbeit zwischen Schulen und Betrieben soll gefördert und gefestigt werden. "Denn durch eine praxisnahe Berufsorientierung wird der Übergang von der Schule in eine passende Ausbildung oder ein Studium erleichtert", findet Dietrich Austermann. Zweiter Stützpfeiler der neuen Partnerschaft ist die Einsetzung von "Regionalen Fachberatern Schule und Beruf". Ihre Aufgabe wird es sein, kooperationsbereite Unternehmen und Schulen für den Abschluss nachhaltiger Partnerschaften zu gewinnen. Die vom Wirtschaftsministerium geförderten Fachberater werden bei der IHK zu Flensburg, der IHK zu Kiel und der Handwerkskammer Lübeck angesiedelt.

Umsetzung des Konzepts "Schule & Arbeitswelt"
Die Arbeit der Serviceagentur sowie der Fachberaterinnen und -berater stützt sich in Schleswig-Holstein auf langjährig ausgebaute Strukturen zwischen Schule und Wirtschaft und eine große Bereitschaft aller Akteure. Ein vom Bildungs- und Arbeitsministerium aufgesetztes "Handlungskonzept Schule & Arbeitswelt" umfasst zahlreiche Maßnahmen, die im Zeitraum 2007 bis 2013 verstärkt vom Land ergriffen werden, um Jugendlichen mehr Perspektiven zu verschaffen. Dazu gehören Coachings, Trainingsmaßnahmen für benachteiligte Jugendliche und junge Erwachsene, eine Verbesserung der berufsbezogenen Lesekompetenz innerhalb der allgemein bildenden Schulen, Berufseingangsklassen für Jugendliche, die nicht direkt einen Ausbildungsplatz bekommen, Förderzentren und weitere Qualifizierungsbausteine, mit denen die Ausbildungsreife und Berufsorientierung der Jugendlichen entwickelt werden. Aufgabe der Serviceagentur wird es zukünftig sein, auch die Umsetzung dieses Handlungskonzeptes zu unterstützen, damit in einigen Jahren bedeutend mehr junge Menschen einen Berufswunsch formulieren können, einen Ausbildungsplatz erhalten und auch die Kraft und Ausdauer haben, eine Ausbildung durchzustehen.

Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 27.11.2006
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