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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 30.03.2006:

Selbstständigkeit auf Rädern

go! to school macht Jugendliche fit im unternehmerischen Denken
Das Bild zum Artikel
Der Info-Truck, © Go! to school

Aufgeregt sahen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Schülerwettbewerbes Go! to school-"Schüleridee des Jahres" der Entscheidung der Jury entgegen. Zum Finale am 30. Juni 2005 in die IHK Köln wurden 15 Schülerteams aus Nordrhein-Westfalen eingeladen, um ihre Geschäftsideen zu präsentieren. Wochenlang hatten sie an ihren Ideen gefeilt, Marketingstrategien entworfen und Kosten kalkuliert. Jetzt wollten sie dafür belohnt werden. "Die Ideen der Jugendlichen können sich alle sehen lassen. Leider konnten wir nur drei Teams auszeichnen. Ich hoffe, dass der eine oder andere in seinem späteren Berufsleben tatsächlich den Schritt in die Selbstständigkeit wagt", lobte Juror Albert Gschwendner, Gründer des Franchise-Unternehmens TeeGschwendner, die Geschäftsideen der Jugendlichen.

Das Projekt Go! to school
Der Weg in die Selbstständigkeit - darum geht es bei dem Wettbewerb Go! to school-"Schüleridee des Jahres" ebenso wie bei dem Projekt Go! to school, das für den Wettbewerb verantwortlich zeichnet. Als ein Projekt des Gründungsnetzwerks Go! NRW, stellt Go! to school die Förderung unternehmerischer Schlüsselqualifikationen von Schülerinnen und Schülern in den Mittelpunkt. Die Initiative Go! verfolgt das Ziel, ein besseres Klima und günstigere Rahmenbedingungen für Gründungen und für bestehende mittelständische Unternehmen in Deutschland zu schaffen. In Anlehnung an europäische Nachbarländer, in denen der Weg in die Selbstständigkeit selbstverständlicher beschritten wird, will die Initiative mit dem 1998 ins Leben gerufenen Projekt Go! to school Schülerinnen und Schülern hierzulande die berufliche Selbstständigkeit als Berufsperspektive aufzeigen.

Sponsor oder Partner werden
Gefördert wird das Projekt vom Wirtschaftsministerium und dem Schulministerium in NRW, dem Europäischen Sozialfonds und von der Deutschen BP Stiftung. Damit das Projekt auch nach Auslaufen der Fördergelder auf eigenen Beinen stehen kann, haben Spitzenvertreter aus Schule, Wirtschaft, Gewerkschaften, Arbeitsverwaltung und Landesregierung im Jahr 2002 den gemeinnützigen Verein Go! to school gegründet. Seitdem kann jeder, der die Idee unterstützen möchte, Partner oder Sponsor werden und zu seinem Gelingen beitragen. In dem Verein engagieren sich bereits 33 Unternehmen, Städte, Verbände und Privatpersonen und tragen dazu bei, das unternehmerische Denken bei Schülerinnen und Schülern in NRW zu verbreiten.

Begehrt: der Info-Truck
Hauptattraktion der Aktion Go! to school ist der Info-Truck. Er kommt nach Absprache direkt zu den allgemeinen und berufsbildenden Schulen in Nordrhein-Westfalen und macht die Themen "unternehmerische Selbstständigkeit" und "Arbeitswelt Mittelstand" für die Schüler/innen ab der Jahrgangsstufe sieben erlebbar. An Bord können die Jugendlichen an Touchscreen-Terminals in die Welt der Selbstständigkeit eintauchen: Mit Hilfe des Future Beams werden sie in die Arbeitswelt der Zukunft versetzt, Portraits erfolgreicher Existenzgründer animieren sie zum Nachahmen. Sie erhalten Informationen über spannende und innovative Schulprojekte und in Filmbeiträgen erfahren sie alles über den Mittelstand als dem "Rückgrat der Wirtschaft".

Unterrichtsbegleitende Workshops
Das im Info-Truck erworbene Wissen kann von den Schülern in begleitenden Workshops in den Klassenräumen direkt ausprobiert und umgesetzt werden. Die Klassen können sich für verschiedene Workshops entscheiden: Der "Basis-Workshop" dauert zwei bis drei Unterrichtsstunden. Hier werden Vor- und Nachteile der Selbstständigkeit diskutiert und es wird gemeinsam überlegt, was im Vorfeld einer Existenzgründung geklärt werden muss, wie beispielsweise die Standortfrage oder die Marktanalyse. Dann werden die Grundlagen eines Geschäftskonzepts für die Gründung eines mittelständischen Unternehmens von den Jugendlichen selbst erarbeitet und eigene Geschäftsideen entwickelt. Der "Intensiv-Workshop" dauert fünf Stunden, greift die Themen des Basis-Workshops auf, und veranschaulicht noch zusätzlich den Wert der Eigeninitiative. Er eignet sich hervorragend für Klassen, die eine Schülerfirma planen. Die "Gründungswerkstatt Schule" kann gut in die an den Schulen stattfindenden Projektwochen integriert werden. Hier werden insbesondere eigene Geschäftsideen ausgebaut und Informationen "vor Ort" eingeholt. Experten beraten die Jugendlichen dabei, und zum Abschluss beurteilt eine Jury ihre Geschäftsideen.

Hemmungen vor der Selbstständigkeit werden abgebaut
Die Jugendlichen haben die Workshops bisher immer begeistert aufgegriffen. Es macht ihnen Spaß, gemeinsam an ihrer "Zukunft" zu tüfteln und eigenständig zu arbeiten. Sie diskutieren ihre Ideen, erarbeiten Konzepte, entwerfen tolle Geschäftsideen und bauen dabei ihre Hemmungen gegenüber dem "unbekannten Wesen Selbstständigkeit" ab. Die Jugendlichen suchen ihre Geschäftsideen dabei aus Bereichen, für die sie sich besonders interessieren. Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 9a der Gemeinschaftshauptschule in Mülheim beispielsweise planen voller Leidenschaft ein Schmuckgeschäft mit Ketten und Armbändern aus tamilischen, griechischen und türkischen Kulturkreisen, einen Fußball-Shop mit Zubehör auch von ausländischen Vereinen, ein Tierhotel oder eine Catering-Firma, die türkisch-deutsche Spezialitäten liefert.

Der Wettbewerb Go! to school-"Schüleridee des Jahres"
Als besonderen Anreiz können alle Schüler, die an einem der Workshops im Rahmen eines Truck-Einsatzes teilgenommen haben und ihre Geschäftsidee konkretisieren möchten, an dem Wettbewerb Go! to school-"Schüleridee des Jahres" teilnehmen und ihre Ideen auf diese Weise einem größeren Publikum präsentieren. Zum Finale werden jährlich 15 Teams geladen und drei davon mit Geldpreisen in Höhe von 500, 300 und 200 Euro prämiert. Letztes Jahr hat das Team der Klasse 10 des Mädchengymnasiums Essen-Borbeck mit der Idee für einen "Butterstift" gewonnen, mit dem man kinderleicht Brote schmieren kann. Drei Schülerinnen der Klasse 12 des Berufskollegs Brede in Brakel bekamen für den "Lightec"-Autoscheinwerfer, der sich bei Gegenverkehr automatisch von Fern- auf Abblendlicht umschaltet, den zweiten Platz und auf Platz drei landeten zwei Schüler der Klasse 10 der Realschule Patternhof in Eschweiler für das Konzept "Brauhaus Colonia", ein Brauhaus mit echter kölscher Tradition. NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben hob lobend hervor, dass sich an den einfallsreichen Geschäftsideen aller teilnehmenden Schülerteams sehen lässt, welche Kreativität der spielerische Umgang mit dem Thema freisetzen kann.
Das diesjährige Finale findet am 22. Juni 2006 in Köln statt.

Auch die Lehrer werden geschult
Die Lehrer und Referendare, die die Workshops an den Schulen leiten, werden vom Projektteam Go! to school gründlich darauf vorbereitet. In Workshops wie "Von der Vision zum Unternehmen", "Schwierige Gespräche führen", "Wie gründe ich ein Unternehmen", und "Berufsfindung" führen sie Experten in das Thema unternehmerische Selbstständigkeit ein. Sie lernen, das Projekt in den Unterricht zu integrieren und den Schülern dabei zur Seite zu stehen, ein Schülerunternehmen zu planen und zu gründen. Ausgewählte Unterrichtsmaterialien helfen ihnen dabei. Eine Besonderheit stellt das Planspiel Go & move dar, mit dem spielerisch dargestellt wird, wie vielseitig wirtschaftliche Entscheidungen für Unternehmer/innen sein können.

Unternehmertum wird wichtiges Thema
Seit dem Start von Go! to school 1998 ist es durch das Projekt gelungen, unternehmerische Selbstständigkeit an vielen Schulen in Nordrhein Westfalen zu einem wichtigen Thema zu machen. In beeindruckenden 800 Einsätzen des Info-Trucks wurden mehr als 70.000 Schülerinnen und Schüler sowie 1100 Lehrerinnen und Lehrer erreicht. Und auch in diesem Jahr ist der Terminkalender des Info-Truck schon gut gefüllt. In zahlreichen Einsätzen wird er viele neugierige Jugendliche an ihren Schulen über das Unternehmertum aufklären.

Selbstständigkeit als berufliche Perspektive wird so für die Schülerinnen und Schüler erfahrbar und lernbar und verliert seinen Schrecken als "Buch mit sieben Siegeln".

Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 30.03.2006
© Innovationsportal

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