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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 14.06.2004:

"Die Förderung benachteiligter Jugendlicher ist eine Aufgabe, bei der sich das Handwerk besonders engagiert"

Dr. Peter-Werner Kloas vom Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) über Reformen und Fördermöglichkeiten in der beruflichen Bildung
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Dr. Peter-Werner Kloas

Bildung PLUS: In die Diskussion um Reformen im Schulwesen ist in den letzten Jahren deutlich Bewegung gekommen. Wie sieht es mit Reformen in der beruflichen Bildung aus?

Kloas: Reformen in der beruflichen Bildung sind immer auf der Tagesordnung, zurzeit speziell unter den Gesichtspunkten der Differenzierung und Europäisierung. Einen Einblick gibt dazu beispielsweise das Reformprogramm des Handwerks vom Januar 2004 "Differenzierung und Europäisierung der beruflichen Bildung" (Schriftenreihe Heft 61 des ZDH). Ebenfalls wichtige Reformansätze sind die gegenseitige Anerkennung von Qualifizierungen im Bereich der Wirtschaft und der Schulen. Stichworte dazu: Vollzeitschulische Ausbildung mit Kammerprüfung, Anerkennung von geregelter beruflicher Fortbildung für Hochschulstudium. Weitere Reformbestrebungen lassen sich aus der beabsichtigten Novellierung des BBiG (Berufsbildungsgesetz) erkennen.

Bildung PLUS: Was kann die Schule von der beruflichen Bildung lernen?

Kloas: Schulen könnten bei Bildungsstandards lernen: Berufliche Bildung unterwirft sich bundeseinheitlichen Qualitätsstandards (z.B. einheitliche Ausbildungsordnungen/Prüfungsordnungen) und trennt Lehre/Lernen von Prüfungen. Auch die Durchlässigkeit beruflicher Bildung ist nachahmenswert, z.B. gibt es keine formalen Voraussetzungen für die Aufnahme einer Ausbildung und modular aufgebaute Berufsbildungswege, die selbst für Nicht-Abiturienten bis in den Hochschulbereich hinein führen.

Bildung PLUS: Wie wichtig ist dem Handwerk die Förderung benachteiligter Jugendlicher und welche Fördermöglichkeiten sieht der ZDH?

Kloas: Die Förderung benachteiligter Jugendlicher ist eine Aufgabe, bei der sich das Handwerk besonders engagiert, da ein hoher Anteil der Hauptschüler und Jugendlichen ohne Schulabschluss unter den Auszubildenden ist. Strategisch ist das Handwerk aber aufgrund der gestiegenen beruflichen Anforderungen in allen Branchen, Übernahmen und Neugründungen von Unternehmen etc. darauf angewiesen, mehr leistungsstarke Nachwuchskräfte zu gewinnen. Die Benachteiligtenförderung des Handwerks entbindet keinesfalls die Schulen, das Gemeinwesen und die Eltern von deren Verantwortung, Kinder und Jugendliche so zu fördern, dass sie ohne weitere Hilfen eine Ausbildung aufnehmen können.

Bildung PLUS: Wirtschaftsverbände treten für die Einführung eines Schulfaches Wirtschaft ein. Was wünschte sich der ZDH, um eine engere Verbindung zwischen Schule und Ausbildung zu erreichen?

Kloas: Der ZDH fordert ebenfalls, dass ein Fach Wirtschaft im schulischen Unterricht Einzug hält, gegebenenfalls auch integriert in anderen Fächern. Die von der KMK vorgelegten Standards für den mittleren Abschluss, für die Jahrgangsstufen 9 und 4 lassen erkennen, dass diese Forderung bisher nicht umgesetzt wird. Wir wünschen uns hier weniger Blockade-Haltung. Wichtig im Sinne einer besseren Verbindung von Schule und Wirtschaft ist darüber hinaus eine effektivere Berufsinformation und Berufswahlvorbereitung der Schüler.

Bildung PLUS: Wie wichtig sind dem Handwerk die Allgemeinbildung der Schulabgänger und die Kulturtechniken Rechnen, Schreiben und Lesen sowie Sekundärtugenden wie Disziplin, Ordnung, Zuverlässigkeit?

Kloas: Absolut wichtig, es gibt keinen Handwerksberuf, in dem man ohne diese Fähigkeiten Bestand hätte. Wir fassen die übergreifenden Kompetenzen allerdings etwas weiter als nur unter den traditionellen Anforderungen wie Ordnung, Disziplin etc..

Bildung PLUS: In den letzten Jahren sind viele neue Berufsbilder im Handwerk entstanden. Inwiefern kann das Handwerk damit auf veränderte Anforderungen einer modernen Gesellschaft reagieren?

Kloas: Die aktualisierten und die neuen Berufsbilder in der Aus- und Weiterbildung sind nichts anderes als die Reaktion auf veränderte Anforderungen einer modernen Gesellschaft.

 

Dr. Peter-Werner Kloas ist beim Zentralverband des Deutschen Handwerks in der Abteilung Berufliche Bildung tätig und verantwortlich für die Bereiche Strukturfragen der Aus- und Weiterbildung, Schul- und Hochschulpolitik, Berufsbildungsforschung und Modellversuche sowie berufliche Bildung besonderer Personengruppen.

Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 14.06.2004
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