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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 13.10.2003:

Neue Vorlesekampagne gestartet

Schirmherrin Doris Schröder-Köpf eröffnete auf der Frankfurter Buchmesse die Kampagne "Deutschland liest vor" mit der Kinder zum Lesen motiviert werden sollen
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Quelle: Lesewelt e.V.

Lesen unter Jugendlichen ist out. Im Rahmen der PISA-Studie haben 42 Prozent der 15-Jährigen angegeben, außerhalb der Schule kein Buch in die Hand zu nehmen. Die Studie bescheinigte den deutschen Jugendlichen auch nur eine mangelhafte Lesekompetenz. Weil Lesen aber die Voraussetzung für Lernen und Verstehen und eine Schlüsselqualifikation für die gesamte schulische und berufliche Laufbahn ist, rücken Politik und Wissenschaft Lesekompetenz wieder mehr in den Mittelpunkt ihrer Reformbemühungen. Initiativen wie die der Körber-Stiftung oder auch der Stiftung Lesen wollen Kindern und Jugendlichen Freude am Lesen vermitteln. Denn ohne das richtige Textverständnis bleiben Aufgaben nicht nur in Deutsch, sondern auch in allen anderen Fächern, also auch in Mathematik und den Naturwissenschaften unverstanden - und ungelöst.

Leselust durch Vorlesen
Die Leseschwäche betrifft jedoch nicht erst die 15-jährigen PISA-Probanden. Eine Berliner Sprachstandserhebung aus dem Jahr 2003 stellte bereits bei einem großen Teil der Erstklässler einen Förderbedarf beim Lesen fest. Dies betrifft vor allem Kinder nicht deutscher Herkunft. Die Kampagne "Deutschland liest vor" hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, durch regelmäßig angebotene Vorlesestunden die Leselust bei Kindern zu wecken und damit auch den Kindern, die von Haus aus nicht ans Lesen und an Bücher herangeführt werden, bessere Startchancen zu eröffnen. Am Donnerstag, dem 9.Oktober 2003 wurde die Kampagne auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt.

"Deutschland liest vor"
Initiiert wurde die Kampagne von der Hamburger Körber-Stiftung mit dem Ziel, möglichst viele Vorlese-Projekte in Deutschland anzuregen, die Kindern die Lust am Lesen vermitteln wollen. Das Modell dieser Initiative ist der Berliner Verein "Lesewelt e.V.". Freiwillige, zum Teil auch Prominente wie Cem Özdemir, lesen an öffentlichen Orten, meistens in Stadtteilbibliotheken, Kindern und Jugendlichen regelmäßig mit großem Erfolg vor. Viele Kinder, wie Cana, besuchen die Vorlesestunden schon zum 150 Mal! Mit der Schirmherrin Doris Schröder-Köpf, die die Körber-Stiftung für die Kampagne gewinnen konnte, verspricht sich die Initiative jetzt "den Durchbruch", so Dr. Wolf Schmidt, Vorstand der Körber-Stiftung.

Hochgesteckte Ziele
Doris Schröder-Köpf, selbst leidenschaftliche Leserin und Vorleserin, will das Projekt bundesweit bekannt machen. Und vor allem dort, wo sich Kinder und Jugendliche aufhalten, die nicht ohnehin schon lesen, wie die kleinen Besucherinnen und Besucher der Bibliotheken. Zielgruppen sind Kinder, die man auf dem Fußballplatz vorfindet oder bei McDonalds. "Ich wünsche mir zusätzlich zu denen, die sich jetzt schon engagieren, ungewöhnliche Kombinationen und Paarungen." Gesucht werden Freiwillige, die an gewöhnlichen und ungewöhnlichen Plätzen vorlesen und dazu bereit sind "eine Stunde in der Woche zu investieren". Die Informationsplattform "Deutschland liest vor"  und das Buch "Abenteuer Vorlesen", herausgegeben von Cem Özdemir, stehen mit hilfreichen Tipps zur Gründung einer Vorlese-Initiative zur Seite.

Lesewelt e.V.
Die Mitglieder des Vereins "Lesewelt" sind davon überzeugt, dass Lesen können ganz eng ans Lesen wollen geknüpft ist. Mit den regelmäßigen Vorlesenachmittagen wollen sie deshalb besonders Kindern bis 12 Jahren, "denen der Zugang zu Büchern bislang versperrt blieb - sei es, weil sie in ihren Familien nicht mit Büchern vertraut sind, sei es, weil sie sprachliche Defizite haben, z.B. als Kinder nichtdeutscher Herkunftssprache" die Freude am Lesen, Leseförderung und Sprachentwicklung durch Vorlesen vermitteln. Entdeckt und importiert wurde das Projekt von der Sozialarbeiterin Carmen Stürzel. Sie lernte das Projekt "Beginning with Books" zufällig durch eine Freundin in Pittsburgh kennen, "die selber Kindern in Bibliotheken vorliest, um bei ihnen die Freude am Lesen zu fördern". Nach diesem Vorbild entwickelte sie ihre eigene Projekt-Idee, reichte sie im Jahr 2000 beim Transatlantischen Ideenwettbewerb USable der Körber-Stiftung ein, gewann den Hauptpreis und baute mit dem Erlös den Verein "Lesewelt" auf.

Vorteile des Vorlesens
Unterstützt wird das Projekt mittlerweile von vielen Bürgerinnen und Bürgern, weil Vorlesen eine ideale Möglichkeit ist, Kinder zum Lesen zu motivieren. Lehrer und Eltern wissen, wie schwer es ist, Kinder davon zu überzeugen, ein Buch in die Hand zu nehmen, wenn sie keinen Spaß daran haben. Frust in der Schule verhindert vielmehr, dass sie sich auch privat ein Buch schnappen. Lesen wird mit etwas Negativem verbunden.
Vorlesen aber bewirkt das genaue Gegenteil. Beim Vorlesen gehen Wärme und Geborgenheit an die Zuhörer über. Vorleserinnen und Vorleser schenken ihren kleinen Zuhörern Aufmerksamkeit, die den Kindern oft fehlt. Sie werden zu Vorbildern. Und so gelingt es ihnen, auch bislang leselustlose Kinder "auf die spannende Reise in die Phantasie mitzunehmen". Kinder entdecken über das Vorlesen den Spaß an Geschichten und darüber die Freude am eigenen Lesen und dem Eintauchen in fremde Welten. Lesen wird über das Vorlesen als etwas Positives kennen gelernt.

Und damit führt das Projekt im Wesentlichen zu zwei sehr schönen Ergebnissen. Durch Zuhören und Lesen werden Konzentrationsfähigkeit, Sprach- und Kommunikationsfähigkeit geschult, die den Kindern zugute kommen. Auf der anderen Seite eröffnen die Bücher ihnen Welten, von denen sie vorher keine Ahnung hatten, und die ihnen helfen können, mit der eigenen realen Welt zurecht zu kommen.

Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 13.10.2003
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