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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 04.07.2019:

„Nachwuchs gewinnen und Profis binden“

Fachkräfteoffensive für Erzieherinnen und Erzieher
Das Bild zum Artikel
Bildrechte: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Um dem drohenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken, unterstützt der Bund die Länder dabei, junge Menschen für den Erzieherberuf zu gewinnen und bereits ausgebildete Erzieherinnen und Erzieher im Beruf zu halten. Das Bundesprogramm „Fachkräfteoffensive für Erzieherinnen und Erzieher - Nachwuchs gewinnen und Profis binden“ will die Attraktivität der Erzieherinnen- und Erzieherausbildung steigern, vorhandenes Personal in seinen Kompetenzen stärken und Qualifizierungsperspektiven eröffnen, um den Beruf „Erzieher/in“ insgesamt in seiner Bedeutung und Wahrnehmung aufzuwerten.


Zurzeit arbeiten so viele pädagogische Fachkräfte wie nie zuvor in Kitas - trotzdem fehlt in vielen Einrichtungen Personal. Auswertungen des Fachkräftebarometers Frühe Bildung der Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF) haben ergeben, dass in den vergangenen zwölf Jahren 300.000 neue Stellen geschaffen wurden. 724.109 Beschäftigte arbeiteten im Jahr 2018 bundesweit in einer Kindertageseinrichtung, davon 621.000 pädagogische Fachkräfte. Das sind 74 Prozent mehr als im Jahr 2008. Dass so viel Personal eingestellt wurde, ist insbesondere auf den Ausbau im Bereich der unter dreijährigen Kinder zurückzuführen. Ihre Anzahl stieg zwischen 2006 und 2018 von 287.000 auf 790.000.
Dennoch ist der Bedarf an pädagogischen Fachkräften in Kindertagesstätten nicht gedeckt. Nach einer neuen prognos-Studie könnten bis zum Jahr 2025 sogar rund 190.000 Kräfte fehlen.

Initiativen zur Qualifizierung von Wieder- und Quereinsteigerinnen und -einsteigern
Aus diesem Grund sind in vielen Ländern die Ausbildungskapazitäten an Fach- und Hochschulen seit einigen Jahren deutlich ausgeweitet und verschiedene Initiativen zur Qualifizierung von Wieder- und Quereinsteigerinnen und -einsteigern gestartet worden, an denen sich auch die Bundesregierung beteiligt. So stellt das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) von Juni 2015 bis zum Ende des Schuljahres 2020 beispielsweise rund 17 Millionen Euro aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) für das Bundesmodellprogramm „Quereinstieg - Männer und Frauen in Kitas“ zur Verfügung. Im Rahmen des Programms werden Projekte gefördert, die für Berufswechslerinnen und Berufswechsler erwachsenengerechte und geschlechtersensible Ausbildungsmöglichkeiten zur Erziehungsfachkraft schaffen oder weiterentwickeln. Fachschülerinnen und Fachschüler werden parallel zu ihrer Ausbildung in einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis in einer Kita beschäftigt und erhalten eine angemessene Vergütung. Gerade Menschen, die schon mitten im Leben stehen und an einem Wechsel in den Erzieherberuf interessiert sind, den Schritt aber nicht wagen, weil die dreijährige Erzieherausbildung nicht vergütet wird und sie deshalb ihren Unterhalt nicht bestreiten könnten, sollen durch das ESF-Bundesmodellprogramm angesprochen werden. Das betrifft vor allem auch Männer. Ihnen soll es mit den Mitteln des Programms erleichtert werden, sich für den Beruf des Erziehers zu entscheiden. Denn auch wenn sich ihre Zahl in den Jahren von 2007 bis 2017 verdreifacht hat, sind sie mit einem Anteil von 5,75 Prozent im Erziehungsbereich immer noch stark unterrepräsentiert.  

Das Bundesprogramm „Fachkräfteoffensive für Erzieherinnen und Erzieher"
Mit dem Bundesprogramm „Fachkräfteoffensive für Erzieherinnen und Erzieher - Nachwuchs gewinnen und Profis binden“ will das Bundesfamilienministerium die Länder und Träger jetzt zusätzlich dabei unterstützen, junge Menschen für den Erzieherberuf zu gewinnen und bereits ausgebildete Erzieherinnen und Erzieher im Beruf zu halten. Das Programm zielt darauf, die Attraktivität der Erzieherinnen- und Erzieherausbildung zu steigern, vorhandenes Personal in seinen Kompetenzen zu stärken und Qualifizierungsperspektiven zu eröffnen, um den Beruf „Erzieher/in“ insgesamt in seiner Bedeutung und Wahrnehmung aufzuwerten. „Erzieherinnen und Erzieher werden zwar wertgeschätzt, das muss sich künftig aber auch konkret bei ihnen bemerkbar machen“, findet Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey. „Dafür will ich mit der Fachkräfteoffensive einen spürbaren Anstoß geben.“

Geplant ist, von 2019 bis 2022 den Ländern und Einrichtungen rund 300 Millionen Euro vor Ort zur Verfügung zu stellen - zusätzlich zu den 5,5 Milliarden Euro aus dem am 1. Januar 2019 in Kraft getretenen Gute-KiTa-Gesetz, mit dem die Qualität in der Kindertagesbetreuung weiter verbessert werden soll. Jedes Land kann darüber aus einer Vielzahl an Qualitätsmaßnahmen (Fachkraft-Kind-Schlüssel, bedarfsgerechte Öffnungszeiten, sprachliche Bildung etc.) die für sich geeigneten auswählen und erhält dafür finanzielle Unterstützung vom Bund.

Die drei P's
Im Mittelpunkt der Fachkräfteoffensive stehen die drei P's: „Praxisintegrierte vergütete Ausbildung“, „Praxisanleitung“ und „Perspektiven mit Aufstiegsbonus“. Das heißt, ab dem Ausbildungsjahr 2019 fördert das Programm 5.000 Plätze in der praxisintegrierten Ausbildung von Erzieherfachschülerinnen und Erzieherfachschülern und gewährt Trägern einen Zuschuss von insgesamt 37.440 Euro pro Ausbildungsplatz - 1.450 Euro monatlich im ersten Jahr der Ausbildung, 1.130 Euro im zweiten und 540 Euro im dritten Ausbildungsjahr. Damit sich mehr Erzieherinnen und Erzieher zu professionellen Anleitungsfachkräften weiterqualifizieren und Zeit für die Ausbildung des Nachwuchses in der Praxis bekommen, fördert der Bund entsprechende Weiterqualifikationen und Freistellungen mit bis zu 1.000 Euro pro Person. Außerdem gibt er bis zu 300 Euro pro Monat und Person, um Erzieherinnen und Erzieher mit Zusatzqualifikation besser zu vergüten. Interessierte Träger von Kindertageseinrichtungen können sich seit Ende März 2019 online für die Förderung in den drei Bereichen bewerben.

Große Resonanz

In allen Bundesländern ist das Interesse am Bundesprogramm groß. Dr. Franziska Giffey übergab am 9. Mai der AWO-Kita „Spatzennest“ in Strausberg persönlich den ersten Förderbescheid. „Die Resonanz ist überwältigend. Und entgegen aller Klagen zum Fachkräftemangel - es gibt sehr wohl Menschen in Deutschland, die Erzieherin oder Erzieher werden wollen, nur die Rahmenbedingungen müssen stimmen. Allein für die im ersten Schritt geplanten 2.500 Plätze zum Ausbildungsbeginn ab Sommer liegen uns bisher 6.600 Bewerbungen vor, bei den Praxisanleitungen sind es sogar 7.500. Das zeigt den enormen Bedarf - und dass wir auf dem richtigen Weg sind“, schwärmt sie.





 

Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 04.07.2019
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