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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 09.07.2015:

Globales Lernen im Kindergarten

FaireKITAs übernehmen Verantwortung
Das Bild zum Artikel
Bildrechte: FaireKITA

Kitas in Ruhrgebiet und Umgebung können sich ihr Engagement in der Umsetzung von Themen des Globalen Lernens und des Fairen Handels zertifizieren lassen. Als FaireKITA müssen sie Produkte aus dem Fairen Handel in ihrer Einrichtung verwenden und das Thema mit den Kindern gemeinsam besprechen und erarbeiten.


Auch wenn wir es nicht wollen – oft kaufen wir Produkte, die durch Kinderarbeit hergestellt worden sind. Weltweit arbeiten circa 150 bis 220 Millionen Kinder regelmäßig mehrere Stunden am Tag und haben nicht die Möglichkeit, eine Schule zu besuchen. 126 Millionen von ihnen sogar unter gefährlichen und ausbeuterischen Bedingungen – in der Textilindustrie, in Steinbrüchen, auf Plantagen, bei der Herstellung von Spielzeugen, Geschenkartikeln und in vielen weiteren Bereichen.

Netzwerk Faire Metropole Ruhr
Im Rahmen des Projekts „Faire Kulturhauptstadt Ruhr 2010“ haben 54 Kommunen und vier Landkreise des Ruhrgebiets den verbindlichen Beschluss gefasst, in der öffentlichen Beschaffung auf Waren aus ausbeuterischer Kinderarbeit zu verzichten. Unter der Überschrift „Faire Metropole Ruhr“ war und ist es das Ziel, dass sich alle Gemeinden, Städte und Kreise des Ruhrgebiets auf den Weg machen, Fairtrade-Städte, -Gemeinden und -Kreise zu werden. Am 20. November 2013 wurde das Ruhrgebiet als erste Großregion in Deutschland und als erster Städteverbund weltweit als „Faire Metropole“ ausgezeichnet, da schon Zweidrittel seiner Einwohner in Fairtrade-Städten leben. Seit 2012 arbeitet das Ruhrgebiet an der Umsetzung der Kampagne Fairtrade Schools. Ende 2013 startete das neue Projekt „FaireKITA für NRW“ mit dem Schwerpunkt Ruhrgebiet unter Federführung durch das Informationszentrum 3. Welt Dortmund e.V. und gefördert durch die Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW. Erstmals ist es dadurch Kitas in NRW möglich, sich für ihr Engagement in der Umsetzung von Themen des Globalen Lernens und des Fairen Handels zertifizieren zu lassen.

Was ist eine FaireKITA?
Eine FaireKITA ist eine Kita, in der Globales Lernen praktiziert wird. Auch kleine Kinder können schon verstehen, dass ihr Essen – zum Beispiel Bananen und Schokolade – sowie ihr Spielzeug „irgendwoher“ kommen. Anschaulich wird es für sie, wenn man mit ihnen eine „Reise“ zu Familien in anderen Teilen der Welt unternimmt, die unseren Kakao und die Baumwolle für unsere T-Shirts anbauen und unsere Spielzeuge herstellen. In fairen Kitas wird überlegt, was wir alle gemeinsam im Alltag ändern können, um Kinderrechte weltweit zu achten. Dass man zum Beispiel Produkte aus dem Fairen Handel kauft, für die Arbeiter unter angemessenen Bedingungen anständig bezahlt werden und die nicht von Kinderhand sind. Dadurch übernehmen die Kitas nicht nur selbst Verantwortung, sondern führen ihre Kinder auch früh in einen fairen und nachhaltigen Konsum ein.

Aktionen rund um globales Handeln und Denken
In einer Pilotphase wurden 2013 in drei Einrichtungen – der Villa Kunterbunt in Dinslaken, der Städtischen Kita Rudolph-Nagell-Straße in Lünen und dem Familienzentrum Schiffskoje in Dortmund – kreative Ideen zur Umsetzung des Projekts entwickelt und getestet. Die Mitarbeiter/innen wurden geschult, die Kitas stellten konsequent auf Produkte aus dem Fairen Handel um, und mit den Kindern wurden Aktionen rund um globales Handeln und Denken erarbeitet, die auf Sommerfesten oder anlässlich des Weltkindertages öffentlich vorgestellt wurden. Darunter zum Beispiel „Wie entsteht ein Fußball und wer fertigt diesen?“, „Wie viel Wasser benötigt eine Familie in Afrika und eine in Deutschland?“, „Wie kommt man überhaupt an Wasser?“ oder „Wie wächst Kakao und woher kommt die Baumwolle?“. Im Laufe des Jahres 2013 wurden alle drei Einrichtungen feierlich als erste FaireKITAs ausgezeichnet.

Seitdem sind schon viele weitere Kindertagesstätten dazu gekommen. Erst im Frühling 2015 sind 24 Einrichtungen des Zweckverbandes Katholische Tageseinrichtungen für Kinder im Bistum Essen als FaireKITAs ausgezeichnet worden. Sie beschäftigten sich seit letztem Herbst intensiv mit sozialer Gerechtigkeit, Verantwortung und Fairem Handel und verankerten diese Themen auf ganz unterschiedliche Weise in ihrem Kita-Alltag – angefangen von der Verwendung fair gehandelter Produkte und der Integration der Thematik im Gottesdienst oder beim Gemeindefest bis hin zur Erkundung der Produktionswege von Nahrung und Kleidung.

Wer kann mitmachen?
Bewerben können sich alle Einrichtungen für Kinder in der Region „Faire Metropole Ruhr“, wenn verschiedene Kriterien erfüllt sind: Die Einrichtung muss durch ein Gremium wie Kindergartenrat oder Vorstand des Vereins einen Beschluss gefasst haben, der besagt, dass die Kita als FaireKITA ausgezeichnet werden möchte und dauerhaft mindestens zwei Produkte aus Fairem Handel verwendet: ein „Erwachsenenprodukt“, wie Kaffee, Tee oder Zucker, sowie ein Produkt für Kinder, zum Beispiel Saft, Rotbuschtee, Schokolade, Nüsse oder exotische Früchte wie Bananen und Mangos. Erweiterbar ist das Sortiment um Bälle, Baumwollprodukte, Spielzeug und Musikinstrumente aus dem Fairen Handel. Das Faire Team, bestehend aus einer Vertretung der Kita-Mitarbeiter/innen und einer Elternvertretung muss für die Umsetzung und die Einhaltung der Kriterien sorgen.

Voraussetzung ist auch, dass der Faire Handel im Alltag der Kinder thematisiert wird. Bildung für nachhaltige Entwicklung mit dem Schwerpunkt Fairer Handel und Globales Lernen ist ein breites und spannendes Feld. Zugänge können beispielsweise gewählt werden über die Auseinandersetzung mit dem Leben von Kindern in anderen Ländern, den Kinderrechten, dem fairen Umgang miteinander, der Nahrung oder anderen Produkten aus dem Fairen Handel sowie dem nachhaltigen Umgang mit Ressourcen. Die Kitas werden von dem Informationszentrum 3. Welt Dortmund e.V. dabei begleitet und unterstützt und können auf Wunsch auch Fortbildungen besuchen.

Schließlich muss sich die Kita dazu verpflichten, über mindestens zwei ihrer Aktivitäten öffentlich zu berichten. Dazu können Elternabende, Pressemeldungen an die örtlichen Zeitungen und Radiosender, die Internetseite der Kita, das Elterncafé, Nachbarschaftsfeste, Tage der offenen Tür oder Aktionszeiten wie die Faire Woche genutzt werden. Oder man lädt Vertreter aus Politik und Öffentlichkeit zum Sommerfest ein, bei dem fair gehandelte Produkte angeboten und die Umsetzung des Themas in der Kita vorgestellt werden.

Eine Auszeichnung für das Engagement
Wenn alle Kriterien erfüllt sind, wird die Kita in einem feierlichen Akt als FaireKITA ausgezeichnet. Sie erhält dann eine Urkunde, das Logo des Projekts FaireKITA für die Homepage sowie ein Türschild, mit dem ihr Engagement auch von außen sichtbar wird. Der Titel FaireKITA wird allerdings erst einmal nur für drei Jahre vergeben. Nach Ablauf dieser Zeit wird überprüft, ob die Kriterien auch weiterhin umgesetzt werden.

 

 

 

Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 09.07.2015
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