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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 06.11.2014:

„Die Chancen der neuen Medien und des digitalen Lernens nutzen“

OER Köln-Camp für freie Bildungsmaterialien
Das Bild zum Artikel
Das Moderatorentrio des „OER Camp für freie Bildungsmaterialien" in Köln
Quelle: abbis/OER-Köln


Am Samstag, 25. Oktober 2014, fand zum zweiten Mal in Köln ein „OER Camp für freie Bildungsmaterialien" statt. Auf dem BarCamp tauschten sich gut 100 Interessierte über Chancen und Risiken freier Bildungsmaterialien aus.


„Open Educational Resources" (OER) sind Lehr- und Lernmaterialien, die ungehindert genutzt, kopiert, verändert und wiederveröffentlicht werden können. Seit einigen Jahren gibt es bundesweit Veranstaltungen, Initiativen und Plattformen zu dem Thema "freie Bildungsmaterialien", um Unsicherheiten bei Nutzern in Bezug auf Rechte, Qualität und lehrplankonformen Einsatz der Bildungsmaterialien im Unterricht zu klären und zu diskutieren. Die Initiative „OER Köln“ ist ein Vorhaben der Stadt Köln im Rahmen des Erprobungsraums Rheinland und ein Bestandteil des Konzepts „Internetstadt Köln.“ Ziel der Initiative ist es, den Einsatz freier Bildungsmaterialien zu fördern und die einfache Integration in den Unterricht zu ermöglichen. Aus diesem Grund hat die Stadt Köln – konkret das Amt für Schulentwicklung und das Amt für Informationsverarbeitung – im Rahmen der „Internetwoche Köln“ am Samstag, 25. Oktober 2014, zum zweiten Mal nach 2013 eine eintägige kostenlose Fachveranstaltung unter dem Titel „OER Köln-Camp für freie Bildungsmaterialien" im Joseph-Dumont-Berufskolleg durchgeführt.

Eine Stadt setzt sich ein

Claudia Hardenacke, stellvertretende Schulleiterin des Joseph-Dumont-Berufskollegs, Gastgeber Stadtdirektor Guido Kahlen und Dr. Agnes Klein, Dezernentin für Bildung, Jugend und Sport der Stadt Köln, eröffneten das zweite OER Köln-Camp. Guido Kahlen begrüßte die Teilnehmer/innen und dankte ihnen für ihr Engagement und ihren Einsatz als „Freiheitsvorkämpfer“. Der Stadtdirektor sieht es als eine gemeinschaftliche – staatliche und kommunale – Bildungsverantwortung an, Unterricht und den Selbstlernprozess der Schüler zu verbessern. Dazu wolle er die Chancen der neuen Medien und des digitalen Lernens für Köln und die Region entschlossen nutzen und den digitalen Wandel breit in die Gesellschaft hineinbringen.

Es sei ungewöhnlich, dass sich eine Stadt für das Thema OER einsetzt, betonte Dezernentin Dr. Agnes Klein. „Diese frei zugänglichen Lern- und Lehrmaterialien, die ungehindert genutzt und vervielfältigt, aber auch verändert und wiederveröffentlicht werden können, bergen ungeheure Chancen, aber auch Risiken.” Die Balance, damit gut umzugehen, sei Thema des Tages. Die neuen Medien werden ein großer Bestandteil der künftigen Schul- und Bildungskultur sein, Fragen der Qualitätskontrolle, des Urheber- und des Medienrechts seien deshalb von Bedeutung.

Die Sessionplanung

Organisiert wurde die Veranstaltung in Form eines BarCamps (auch Unkonferenz). Das ist, laut Wikipedia, eine offene Tagung mit offenen Workshops, deren Inhalte und Ablauf von den Teilnehmer/inne/n zu Beginn der Tagung selbst entwickelt und im weiteren Verlauf gestaltet werden. „Der Plan dessen, was hier heute stattfindet, entsteht erst am Tag selbst und zwar durch die Teilnehmer, die dann zu Teilgebern werden“, drückte es Wibke Ladwig aus, Inhaberin der Kommunikationswerkstatt Sinn und Verstand, die das BarCamp gemeinsam mit Philipp Wartenberg, Lehrer für Erdkunde und Deutsch, und Christian Spannagel, Professor für Mathematik und Mathematikdidaktik an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, moderierte. D.h. Teilnehmende des BarCamps warben nach der Begrüßungs- und Vorstellungsrunde – spontan oder vorbereitet – mit einem Thema oder einer Fragestellung zu OER, und wenn genügend Interessenten zusammenkamen, konnten sie dieses als Session anbieten.

Wikis und Bildungsplattformen
Insgesamt sind auf diese Weise 23 Sessions zu unterschiedlichsten Themen rund um das Thema OER entstanden. Die Sessions waren 45, 60 oder 90 Minuten lang und standen allen jederzeit offen. Karl Kirst und Mirko Hammerschlag stellten beispielsweise ZUM.de, die älteste und größte nicht-kommerzielle, gemeinnützig und ehrenamtlich arbeitende deutschsprachige Bildungsplattform vor. Dann gab es Sessions zu Themen wie „Öffentlichkeitsarbeit zur Wahrnehmungssteigerung des Themas OER“ oder „SERLO, eine „Wikipedia“ für Bildung“. SERLO macht Community-Arbeit mit Lehramtsstudenten und betreut die Erstellung von OER. Bei dem „QS-Wiki Köln“, gehalten von Manfred Böll, handelt es sich um ein Qualitäts- und Schulentwicklungs-Wiki, das schulindividuell und in sich geschlossen von der Stadt angeboten wird. Jörg Lohrer vom Comenius-Institut Münster ging in der Session „Spirit of #OER” der Frage nach, wer und was uns inspiriert und motiviert #OER zu erstellen, zu remixen, zu kopieren und zu teilen. Jan Neumann vom Hochschulbibliothekszentrum des Landes Nordrhein-Westfalen (hbz) stellte einen von drei Prototypen einer OER World Map vor, den das hbz für die Hewlett Foundation entwickelt hat.

Vertreten waren auch die Schulbuchverlage. Dr. David Klett machte in der Session „Warum Verlage nicht OER, aber die öffentlich-rechtliche Bildungsmedienversorgung fürchten“ auf die negativen Folgen aufmerksam, die in einigen Ländern Osteuropas dadurch entstehen, dass durch zentrale Ausschreibungen über die Entwicklung von Bildungsmedien entschieden wird. Susanne Rupp und Holger Tuletz berichteten in der Session „Scook - die offene Lernplattform von Cornelsen“, dass jede Neuerscheinung des Verlags sowohl als Buch als auch als ebook erscheine. Kritisiert wurde aber, dass Scook bloß ein digitaler Tarnmantel für das alte Modell 'Schulbuch' sei und keine wirkliche Innovation.

Momentan gibt es viele unterschiedliche Ansätze und Ideen, was OER leisten kann. Gerade mit Bezug auf den Bereich der Schulbücher und Lehrmaterialien stellen sich aber viele Fragen, wenn es konkreter werden soll. Matthias Bock von der Piratenpartei stellte ein beispielhaftes Konzept zur „Einführung von OER in NRW“ in der gleichnamigen Session vor.

Den Einsatz von OER voranbringen

Viele Sessions warfen einen Blick in die Praxis. So zum Beispiel „Braucht Schule OER? Digitales Lernen in der Praxis“, „Nutzung und Produktion von OER an Schulen“ oder „Werkstatt bpb - virtuelles Arbeitsblatt“. Erfahrene Kolleginnen und Kollegen zeigten anschaulich, wie man freie Bildungsmaterialien in der Schule einsetzen kann und worauf man achten soll. Konsens herrschte darüber, dass Lehrkräfte medientechnisch besser geschult werden müssten, um den Einsatz von digitalem Lernen und OER überhaupt zu ermöglichen.

Natürlich ging es auch um Lizenzen und die Frage des Urheberrechts. Diesen Themen stellten sich Michael Weller, Geschäftsführer der Europäischen EDV-Akademie des Rechts gGmbH, in der Session „Creative Commons und das Landgericht Köln“ sowie Matthias Spielkamp, Redaktionsleiter und Mitgründer von iRights.info, in „OER und Urheberrecht – was ist zu beachten“.

Ein voller Erfolg

Das BarCamp war auch in diesem Jahr ein voller Erfolg. Erschienen sind „über 100 extrem motivierte Teilnehmer/innen aus den unterschiedlichsten Wirkungsbereichen und auch das Joseph-DuMont-Berufskolleg (JDBK) war 2014 wieder ein exzellenter Gastgeber: ein tolles Lehrer-Team, gut ausgestattete Räume und eine Atmosphäre zum Wohlfühlen“, freute sich Stephan Kramer vom Amt für Informationsverarbeitung der Stadt Köln, der das OER-Camp organisiert hat. Zufrieden über so viel inspirierenden Input verließ die OER-Gemeinde das Camp am frühen Abend gemeinsam in Richtung Altenberger Hof zu einem Abschluss-OER-Kölsch. Mit dem guten Gefühl, dass im nächsten Jahr vielleicht das dritte BarCamp stattfinden wird. Denn das stellten sowohl Claudia Hardenacke als auch Guido Kahlen zumindest in Aussicht. Wenn dem so ist, dann können wir uns wohl noch auf viele Jahre spannende Diskussionen zum Thema OER in Köln freuen. Denn wie Guido Kahlen so schön sagte: „Wenn etwas in Köln zum dritten Mal stattfindet, dann ist es eh schon Tradition!“, wird es dann wahrscheinlich zur dauerhaften Einrichtung werden.

 

 

Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 06.11.2014
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