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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 21.08.2012:

„MEHR Männer in Kitas“

Das Projekt wirbt männliche Fachkräfte an
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Bildrechte: MEHR Männer in Kitas

Mit dem ESF - Modellprogramm „MEHR Männer in Kitas“ beabsichtigt das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) bis 2013 die Entwicklung und Implementierung von Strategien zur Steigerung des Anteils männlicher Fachkräfte in Kindertagesstätten voranzubringen.


Das Personal in Kindertagesstätten in Deutschland ist überwiegend weiblich. Der Anteil der Männer liegt bei rund drei Prozent, davon sind 2,4 Prozent männliche Fachkräfte. Dabei zeigt die vom Bundesfamilienministerium geförderte Studie „Männliche Fachkräfte in Kindertagesstätten“, dass die wenigen männlichen Fachkräfte in den Kitas als Bereicherung wahrgenommen werden. Träger von Kindertagesstätten, Kita-Leitungen, Erzieherinnen und Erzieher und auch Eltern wünschen sich ausdrücklich mehr männliche Kollegen und Bezugspersonen für die Kinder. Trotzdem ist es schwierig, männliche Fachkräfte anzuwerben, denn es gibt Barrieren, die verhindern, dass sich mehr Männer für den Beruf des Erziehers entscheiden: schlechte Entlohnung, niedrige gesellschaftliche Anerkennung und geringe Aufstiegschancen.

ESF-Modellprogramm „MEHR Männer in Kitas“
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) startet deshalb langfristig angelegte Maßnahmen, um mehr Männer für die Arbeit in Kindertagesstätten zu gewinnen. Diese sollen dazu beitragen, die gesellschaftliche Wertschätzung für frühkindliche Bildungsinstitutionen zu erhöhen und die Attraktivität des Arbeitsfeldes auch für Männer zu verbessern. Als Teil der Gesamtinitiative „Männer in Kitas“ fördert das BMFSFJ für eine Dauer von drei Jahren das Modellprogramm „MEHR Männer in Kitas“ des Europäischen Sozialfonds (ESF). Das Programm hat zum Ziel, die Entwicklung und Implementierung von Strategien zur Steigerung des Anteils männlicher Fachkräfte in Kindertagesstätten voranzubringen und durch die Erprobung innovativer Modellprojekte mittel- und langfristig dazu beizutragen, den Anteil von männlichen Erziehern in Kitas auf 20 Prozent zu erhöhen. Bei den Modellprojekten steht im Vordergrund, bei Jungen und Männern das Interesse für den Beruf des Erziehers zu wecken, ihnen dabei zu helfen, sich für den Beruf zu entscheiden, und auch die Arbeitsmöglichkeiten im Arbeitsfeld Kindertageseinrichtungen insgesamt zu verbessern – für Männer und für Frauen.

Modellprojekte in allen Bundesländern
Die ESF-Regiestelle ist mit der Koordinierung und administrativen Umsetzung des Programms beauftragt. Bewerben konnten sich Träger oder Trägerverbünde von Kindertageseinrichtungen, die über ein pädagogisches Konzept sowie eine intensive Elternarbeit verfügen. Ein Viertel der Einrichtungen sollte einen erhöhten Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund oder aus sozial schwachen Familien aufweisen. Von 37 Anträgen wählte eine vom BMFSFJ einberufene Jury 16 Modellvorhaben aus. Die Jury achtete bei der Auswahl auch auf die regionale Verteilung und die Trägervielfalt.

Seit dem 01. Januar 2011 werden für einen Zeitraum von drei Jahren 13 ESF-Modellprojekte mit 1.300 Kitas in allen 16 Bundesländern mit insgesamt rund 13 Millionen Euro gefördert. Die Stadt Nürnberg in Bayern beispielsweise hat vor, anhand von sechs Modulen, wie die direkte Ansprache von Männern oder die Begleitung der Auszubildenden während der Ausbildung, den bisherigen Anteil der Männer in Kindertageseinrichtungen im Zeitraum des Projektes zu verdoppeln. Außerdem werden Strategien, Materialien und Qualifizierungsprogramme für eine nachhaltige Wirkung entwickelt und erprobt.

Das Projekt des Evangelischen Kirchenkreisverbandes in Berlin ist als ein zweigleisiger Prozess aufgebaut, der interne und externe Ziele verfolgt. Intern wird in den Kitas die „Ist“-Situation hinsichtlich der gelebten Rollenbilder, der Ansätze zum Gender Mainstreaming und der geschlechtssensiblen Pädagogik evaluiert. Der Träger verankert die Bedeutung von Männern in Kitas auch stärker in seinem Leitbild. Außerdem werden durch eine intensive Zusammenarbeit mit den Sekundarschulen und Gymnasien Projekte angestoßen, die vor allem Jungen in ihrer Berufsfindungsphase ansprechen.

In Thüringen wiederum arbeitet das AWO Bildungswerk einerseits eng mit dem Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur, andererseits aber auch eng mit Schulen und Berufsschulen zusammen. Über Schüler-Praktika, Schnuppertage, die Einbindung von beruflichen Quereinsteigern sowie eine aktive Väterarbeit sollen mehr Männer für den Beruf des Erziehers gewonnen werden.

Die Koordinierungsstelle des Programms

Beraten werden die Träger der Modellprojekte von der Koordinierungsstelle „Männer in Kitas“. Gemeinsam mit dem Bundesfamilienministerium und der ESF-Regiestelle bilden sie die Steuerungsgruppe für das ESF-Modellprogramm „MEHR Männer in Kitas". Die Koordinationsstelle ist an die Katholische Hochschule für Sozialwesen angegliedert und wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert. Die Schwerpunkte ihrer Arbeit liegen in der Öffentlichkeitsarbeit, Information, Beratung, Vernetzung und Unterstützung der Praxis. Sie steht den Mitarbeiter/innen der Modellprojekte inhaltlich zur Seite und organisiert Vernetzungstreffen zwischen den Projekten und fördert den Dialog zwischen Politik, Praxis und Forschung, um die Aussichten für Männer im Arbeitsfeld Kindertageseinrichtungen zu verbessern und Vorgehensweisen zu entwickeln, mit denen mehr Fachkräfte für eine Arbeit in Kitas gewonnen werden können.

Ein wichtiges Thema ihrer Beratung ist auch das der Geschlechtersensibilisierung. Zwar werden männliche Erzieher in Kitas meistens als Bereicherung wahrgenommen. Trotzdem gestaltet sich die Zusammenarbeit von Frauen und Männern nicht immer reibungslos. Oft werden Männer  mit geschlechtertypischen Erwartungshaltungen konfrontiert und sind „automatisch“ für handwerkliche Tätigkeiten und Sport- bzw. Bewegungsangebote zuständig.

Auch ist in den vergangenen Jahren das Problembewusstsein gegenüber sexualisierten Übergriffen und Gewalthandlungen in pädagogischen Institutionen angewachsen. Männern wird oft unterstellt, dass sie nur in Kitas arbeiten, um Kinder missbrauchen zu können. Die Koordinationsstelle bezieht deshalb auch zu den Themen Sexuelle Gewalt und Generalverdacht Stellung.

Möglichkeiten des Quereinstiegs
Erleichtert werden auch die Möglichkeiten für Quereinsteiger, in das Arbeitsfeld Erzieher einen späteren Einstieg zu finden. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend engagiert sich im Rahmen der Initiative „MEHR Männer in Kitas" dafür, dass in den Bundesländern Ausbildungsoptionen für Menschen entstehen, die bislang in anderen Feldern Berufserfahrung gesammelt haben. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie vorher Koch, Schreiner oder Elektriker waren: Es entstehen immer mehr neue Einstiegswege für arbeitslose, aber auch wechselinteressierte Männer. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) und die Jobcenter unterstützen diese Initiative mit Beratungen und der Finanzierung von Qualifizierungen.

Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 21.08.2012
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