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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 13.01.2011:

Stiftung Bildungspakt Bayern

Gemeinsame Förderung schulischer Projekte durch Unternehmen und den Freistaat Bayern
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Bildrechte: Stiftung Bildungspakt Bayern

Schulische Ausbildung wird von Wirtschaftsunternehmen oftmals bemängelt. Schule bereite nicht gezielt genug auf heutige Jobs vor. Umgekehrt argumentieren Schulen, dass Bildung niemals nur Mittel zu definierten Zwecken sein darf. Ziel der „Stiftung Bildungspakt Bayern“, die seit Oktober 2000 zahlreiche Projekte in Schulen und Unternehmen fördert, ist ein Dialog zwischen Schule und Wirtschaft aus dem letztlich beide Seiten lernen können – für die gemeinsame Zukunft der Kinder.



Der Freistaat Bayern und 143 Wirtschaftsunternehmen verfolgen das Ziel, zukunftsweisende Modelle sowohl im Lehren als auch im Lernen zu unterstützen. Zusammen mit der Wirtschaft und dem Kultusministerium entwickelt, erprobt und evaluiert die Stiftung Bildungspakt Bayern neue Ansätze im schulischen Alltag. Die Ergebnisse können dann systematisch in bayerischen Schulen umgesetzt werden. In enger Partnerschaft von Land und Wirtschaft soll jungen Menschen in Bayern einerseits fundiertes Grundwissen vermittelt werden, das sie für den Arbeitsmarkt mit seinen veränderten Bedingungen qualifiziert. Andererseits sind Kinder und Jugendliche aber auch zu ermutigen, soziale und emotionale Kompetenzen zu erwerben und zu stärken. Die Fähigkeit zu lebenslangem Lernen ist in allen Lebensbereichen gefragt. Die Stiftung versteht die Schule der Zukunft dabei als ein – so in der Präambel – „zeitgemäßes Dienstleistungsunternehmen“, das pädagogische und fachliche Qualität sichert und verbessert. Wirtschaftsunternehmen müssten eine wichtige Stimme haben, denn die „großen Aufgaben für Bildung und Erziehung können nicht allein vom Staat gelöst werden“. Schulen benötigten nicht nur Motivation, sondern auch handfeste Unterstützung.

Projekte vom Kindergarten bis hin zu allen Schulformen
Das „geistige Kapital“ sei die wertvollste Ressource des Landes. Deshalb wurden seit der Gründung der Stiftung im Oktober 2000 bereits 188 Projekte mit einer Gesamtfördersumme von 14,4 Millionen Euro realisiert. Die Projekte, in die externe Experten eingebunden sind und die wissenschaftlich ausgewertet werden, fördern die Lehrerfortbildung, also die pädagogische Qualitätsverbesserung. Hauptsächlich zielen sie jedoch auf Kinder und Jugendliche in allen Stadien staatlicher Erziehung, vom Kindergarten bis zur Schule ab. So arbeitet das Projekt „KiDZ – Kindergarten der Zukunft“, das bis Ende Juli 2011 verlängert wurde, an einer besseren Verzahnung von Kindertagesstätten und Grundschulen. Bisher waren beide Institutionen getrennte Bildungsbereiche mit jeweils verschiedenen Bildungsaufträgen. Seit dem Start des Projektes im Schuljahr 2004/2005 arbeiten nun Erzieher und Lehrer an einem Standort im Team zusammen. So genannte Multiplikationsteams bieten Fortbildungen für Kitas und Grundschulen, aber auch für Fachhochschulen und Fachakademien für Sozialpädagogik an. Derzeit sind drei Kindertagesstätten und Grundschulen an Standorten in Günzburg, Fürth sowie Neunkirchen am Brand an dem Projekt KiDZ beteiligt.

Flexible Grundschulen, individuelleres Lerntempo
Das Projekt „Flexible Grundschule“ ist ein Schulversuch, der gerade vor dem Hintergrund der in Deutschland heftigen Debatten um eine Umstrukturierung der Primarschule von Aktualität ist. Während in Hamburg die Verlängerung der gemeinsamen Grundschulzeit von vier auf sechs Jahre in einem Volksentscheid im Juli 2010 abgelehnt wurde, setzen andere Bundesländer auf Veränderungen innerhalb des traditionellen Systems. So geht auch Bayern einen eigenen Weg. Zwar lernen bayerische Kinder nach wie vor nur vier Jahre an den Grundschulen des Landes, doch das Projekt „Flexible Grundschule“ testet eine flexiblere Gestaltung der ersten beiden Jahrgangsstufen. Schülerinnen und Schüler können dadurch die Eingangsstufe entsprechend ihren Begabungen, ihrem Vorwissen und ihrer Lernentwicklung individuell unterschiedlich lang durchlaufen. Das Lerntempo wird dadurch stärker an die Kinder angepasst: Während das eine Grundschulkind nur ein Jahr benötigt, braucht das andere bis zu drei Jahre. Dieser in Kooperation mit dem Kultusministerium initiierte Schulversuch, der wissenschaftlich begleitet und ausgewertet wird, endet im Schuljahr 2012/2013.

Eine individuelle Förderung von Grundschülern hat auch das Projekt „GribS – Grundschulen zur individuellen Förderung bayerischer Schülerinnen und Schüler“ im Blick. Im Fokus steht hier eine Optimierung der naturwissenschaftlichen Leistungen von Grundschülern. GribS, im März 2007 an 16 bayerischen Grundschulen gestartet, endet zunächst im März 2011.

Verbesserung durch Schwerpunktsetzung
Das Projekt „Fokus Hauptschule“ soll die Rolle der Hauptschulen im Bildungssystem durch neue Konzepte und Innovationen verbessern. Den bundesweiten und internationalen Kritiken am pädagogischen Sinn und Zweck von Hauptschulen halten Länder wie Bayern und Baden-Württemberg entgegen, dass die Absolventen ihrer Hauptschulen gute Ergebnisse erzielten und auch Chancen auf dem Arbeitsmarkt hätten. Das Projekt „Fokus Hauptschule“, gemeinsam vom bayerischen Kultusministerium, der Stadt Nürnberg und der Stiftung Bildungspakt Bayern ins Leben gerufen, hat drei Schwerpunkte an drei Hauptschulen in Nürnberg gesetzt: Arbeitswelt, Sprache und einen musischen Schwerpunkt. Die Georg-Ledebour-Schule mit ihren Schwerpunktbereichen Musik, Kunst und Sport machte die Aussage „Stark ins Leben“ zu ihrem Leitmotiv. „Schule öffnet Türen ins Leben“ ist die Leitidee der auf Literatur, Medien und Kommunikation ausgerichteten Hauptschule Hummelsteiner Weg. Und die Devise der Hauptschule Schnieglinger Straße, die mit den Begriffen Leistung, Durchblick und Vorsprung ihre Fokussierung auf die Arbeitswelt betont, lautet: „Ich will was werden in der Arbeitswelt“. Die Fokus-Hauptschulen stehen Schülern aus dem gesamten Stadtgebiet offen. Die Fokussierung auf bestimmte Themen und Bereiche bedeutet nicht, Grundkompetenzen wie Lesen und Mathematik zu vernachlässigen, sondern Jugendliche individueller zu fördern.

Profilierung Beruflicher Schulen
Berufliche Schulen hat das Modellprojekt „Profil 21“ im Auge. Zwar traditionell eng an die Wirtschafts- und Arbeitswelt gebunden, aber ebenso Teil staatlicher Schulbildung, sind auch Berufsschulen nicht immer frei in ihren Entscheidungen, wie sie es gerne hätten. Das im September 2006 mit einer Laufzeit von fünf Jahren gestartete Projekt soll nun Eigenverantwortung und Selbstständigkeit beruflicher Schulen verbessern helfen. Berufsschulen sollen stärker selbst bestimmen können, wie sie ihre Finanzmittel einsetzen, welche pädagogischen Schwerpunkte sie setzen und wie sie die Verwaltung organisieren. Mittels Evaluationen, unter anderem aufgrund von Fragekatalogen an Lehrer, Schulleiter etc., hat die Initiative „QmbS“ ein Qualitätsmanagement erarbeitet, das Schwachpunkte in der Eigenverantwortung beruflicher Schulen aufdeckt. Zwar sind derzeit keine Bewerbungen für einzelne Schulprojekte möglich, doch können weitere so genannte assoziierte Schulen zu den bereits geförderten Schulen aufgenommen werden.

Ebenfalls an berufliche Schulen in Bayern richtet sich das Projekt „Berufsschule Plus“, das noch bis zum Schuljahr 2013/2014 läuft. Es soll jungen Berufsschülern mit guten Leistungen ermöglichen, zeitgleich zu ihrer dualen Ausbildung die Fachhochschulreife zu erlangen. Derzeit sind zehn Berufsschulen in Bayern an dem Projekt beteiligt, doch könnte bei Erfolg das Projekt auf alle bayerischen Berufsschulen ausgedehnt werden.

Neben zahlreichen weiteren Großprojekten, die sich der Schülerseite widmen, bietet die „Stiftung Bildungspakt Bayern“ auch Fortbildungsveranstaltungen für Pädagoginnen und Pädagogen an. „Modus F“, das noch bis Juli 2011 läuft, trägt der großen Verantwortung Rechnung, die Schulleiter im Schulwesen haben. So werden 51 Schulleiterinnen und Schulleitern hilfreiche Führungsmodelle vermittelt: zum Beispiel, wie sie Aufgaben besser delegieren und Begabungen im Kollegium effektiver erkennen und einsetzen können.

Diese Modelle zeigen: Der Freistaat Bayern ändert nicht viel am System, aber einiges im System. Die wissenschaftliche Auswertung der Großprojekte, von denen viele 2011 auslaufen, wird erweisen, welche Effekte damit erzielt werden können.

Autor(in): Arndt Kremer
Kontakt zur Redaktion
Datum: 13.01.2011
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