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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 29.01.2009:

„Mehr Migranten werden Lehrer“

Die ZEIT-Stiftung will mit einem Schülercampus den Bildungserfolg von Migrantenkindern erhöhen

Jugendliche Migranten sind an Gymnasien und Realschulen in Deutschland deutlich unterrepräsentiert. Die meisten besuchen Haupt- und Förderschulen, jeder fünfte verlässt die Schule ohne Abschluss. Nach Ansicht der ZEIT-Stiftung ließe sich dies ändern, wenn mehr junge Erwachsene mit Migrationshintergrund den Beruf des Lehrers ergriffen. Lehrkräfte mit Migrationshintergrund könnten Vorbilder und Vertraute sein und eine Brücke schlagen zwischen Schule, Schülern und Familie. Damit würde es möglich, den Bildungserfolg von Migrantenkindern zu sichern und die Zahl ihrer Schulabschlüsse deutlich zu erhöhen. „Wir sind längst eine multikulturelle Gesellschaft, aber das spiegelt sich in der Lehrerschaft absolut nicht wider“, betont Markus Baumanns vom Vorstand der ZEIT-Stiftung. In manchen Großstadt-Schulen liegt der Schüleranteil aus Zuwandererfamilien bei über 60 Prozent, in einzelnen Klassen sogar bei bis zu 90 Prozent. Lehrerinnen und Lehrer mit Zuwanderungsgeschichte sind dagegen eher eine Ausnahme: In Nordrhein-Westfalen beträgt ihr Anteil gerade mal ein Prozent.

Schülercampus
Um mehr junge Menschen mit Zuwanderungsgeschichte für den Lehrerberuf zu interessieren, fördert die ZEIT-Stiftung den Schülercampus „Mehr Migranten werden Lehrer“. Zum ersten Schülercampus lud die ZEIT-Stiftung vergangenes Jahr 28 Elftklässler mit familiären Wurzeln in der Türkei, Russland, Litauen und Afghanistan für vier Tage nach Hamburg ein. Dort wurde den Jugendlichen von Professoren, Lehrern, Studierenden und Referendaren ein umfangreicher Überblick über Struktur und Inhalt von Studium und Beruf vermittelt. Lehrerinnen und Lehrer mit Zuwanderungsgeschichte berichteten von ihren Bildungswegen. Die Teilnehmer erfuhren, welche Anforderungen der Arbeitsalltag mit sich bringt, welche Karrierechancen sich bieten und was einen guten Lehrer ausmacht. Der zweite Schülercampus wird vom 27. Februar bis 2. März 2009 ebenfalls in Hamburg stattfinden. Bewerbungsschluss ist der 6. Februar 2009.

Durch die Kooperation mit der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung kann das von der ZEIT-Stiftung in Hamburg initiierte Studienorientierungsangebot auf andere Städte ausgeweitet werden. In diesem Jahr wird der Schülercampus „Mehr Migranten werden Lehrer“ zeitgleich auch im nordrhein-westfälischen Düsseldorf angeboten.

Die ZEIT-Stiftung
Die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius wurde 1971 von dem Gründer der Wochenzeitung „DIE ZEIT“, Gerd Bucerius, ins Leben gerufen. Das leidenschaftliche Interesse des Hamburger Verlegers für Politik, Wirtschaft und Kultur prägte „DIE ZEIT“. In dieser Tradition sieht sich auch die Stiftung, die seinen und den Namen seiner Ehefrau trägt. Die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius unterstützt die Entwicklung der Zivilgesellschaft und stärkt privates Engagement, das verantwortungsbewusst Aufgaben für die Gemeinschaft wahrnimmt. In den Bereichen „Wissenschaft und Forschung“, „Kunst und Kultur“ sowie „Bildung und Erziehung“ fördert sie Projekte qualifizierter Antragsteller und selbst initiierte Vorhaben und stellt Mittel für besonders begabte Nachwuchskräfte und lernschwache Schülerinnen und Schüler zur Verfügung. Zudem erhält sie schützenswerte kulturelle Güter und realisiert innovative Konzepte.

Projekte der Stiftung
Zu den zahlreichen und vielfältigen Projekten der ZEIT-Stiftung gehören „Settling Into Motion“, das Stipendienprogramm für Migrationsstudien, die Begabten- und Forschungsförderung und die Journalistenförderung – letztere bezogen insbesondere auf die Entwicklung der unabhängigen Presse in Osteuropa. Außerdem gründete die Stiftung zusammen mit der Essener Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung das Deutsche Historische Institut Moskau. Weitere Projekte sind die Einrichtung des Bucerius Kunst Forums in Hamburg im Oktober 2002 sowie die Gründung der ersten und einzigen privaten Hochschule für Rechtswissenschaft in Deutschland, der Bucerius Law School in Hamburg. Letztere richtete im Januar 2008 für ihre Mitarbeiter und Studierenden eine eigene Kindertagesstätte ein, in der die Kinder nach einem ganzheitlichen Konzept aus künstlerischen, naturkundlichen und sprachlichen Elementen betreut werden.

Des Weiteren veranstaltet die ZEIT-Stiftung jährlich eine Summer School für Führungsnachwuchs aus aller Welt, in der mit internationalen Experten u. a. Fragen von Global Governance debattiert werden, und sie stärkt den Diskurs über die Entwicklungsmöglichkeiten Afrikas. Sie fördert innovative Schulkonzepte, bereitet Lehramtsstudierende auf die beruflichen Anforderungen vor und qualifiziert Lehrer für schulische Verantwortung. Mit einem nationalen Bibliothekspreis betont die ZEIT-Stiftung darüber hinaus den Wert des Buches als Träger von Bildung, Kultur und Wissen, von Tradition und Zukunftsvergewisserung.

Das Bucerius LERN-WERK
Seit dem Jahr 2001 fördert die ZEIT-Stiftung in ihrem Bucerius LERN-WERK Schülerinnen und Schüler aus Hauptschulen mit schwieriger pädagogischer und sozialer Ausgangslage. Neben dem Schwerpunkt der Berufsförderung – es begann mit einem Projekt zur Berufsorientierung von Hamburger Schülern – betreibt das LERN-WERK heute auch gezielte Leseförderung. Es umfasst derzeit insgesamt 33 Schulen und erstreckt sich über Hamburg hinaus. Es wirkt in Rostock und Braunschweig ebenso wie in der Altmark in Sachsen-Anhalt, dort gemeinsam getragen mit der Vodafone Stiftung Deutschland.

Ziel der Bucerius LERN-WERK-Projekte ist es, Schülerinnen und Schülern mit schulischen Problemen durch gezielte Förderung bessere Startchancen für den Einstieg in das Berufsleben und damit zur Sicherung der eigenen Existenz zu ermöglichen. Für den Übergang der Schüler in die betriebliche Ausbildung hat sich insbesondere der über ein bzw. zwei Schuljahre hinweg stattfindende wöchentliche Praxislerntag als erfolgreich erwiesen. Schulen, die den Praxislerntag anbieten, haben ihre Vermittlungsquote in den letzten fünf Jahren von ca. zehn auf bis zu fünfzig Prozent erhöhen können. So hilft das Bucerius LERN-WERK Hauptschulen dabei, handlungsfähig zu bleiben und Schülerinnen und Schüler zu motivieren.

Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 29.01.2009
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