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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 25.01.2007:

"Wir sind Manager"

Schülerinnen und Schüler aus Nordrhein-Westfalen organisierten vier Konzerte der WDR Big Band
Das Bild zum Artikel
Bildrechte: Clever Big Band Manager

Die neunzehn Mitglieder der WDR Big Band sind allesamt Virtuosen und Meister der Musik. Sie arbeiteten mit internationalen Größen wie Phil Collins zusammen und wurden für mehrere Grammies nominiert. Unter Kennern gilt das Ensemble, das seit 1947 besteht, als eines der besten weltweit. Bei den zahlreichen Auftritten rund um den Globus hat das Management der Big Band alle Hände voll zu tun - das erfuhren auch vier Schülerteams aus Nordrhein-Westfalen. Die Gewinner des im April 2006 gestarteten WDR 5-Wettbewerbes "Wir sind Manager" lernten als Nachwuchsmanager den Alltag eines Konzertveranstalters kennen. Sie richteten in eigener Regie vier Auftritte der WDR Big Band aus - vom ersten Konzeptentwurf bis zur tatsächlichen Umsetzung.

Das sechsköpfige Team "Clever Big Band Manager" vom Konrad-Adenauer-Gymnasium in Kleve veranstaltete das ausverkaufte Auftaktkonzert am 28. November in der Viller Mühle in Goch-Kessel. Nur einen Tag nach dem Auftakt gastierte die WDR Big Band erneut beim "TeamDream" in der Schul-Aula des Werner-Jaeger-Gymnasiums in Nettetal. Am letzten Tag im November jazzten die Musiker im Ruhrfestspielhaus in Recklinghausen. Organisiert wurde der Auftritt vom Team "Kuniberg Vest-Spiele Recklinghausen" des Kuniberger Berufskollegs. Zur Abschlussvorstellung, die vom Team "ConnAIXion" des Bischöflichen Pius-Gymnasiums Aachen gemanagt wurde, spielte die Big Band am ersten Dezember in der Zitadelle Jülich auf.

Jedes dritte Konzept umsetzungsreif
Die vier Siegerteams setzten sich gegen zahlreiche Mitbewerber durch. Insgesamt gingen 39 detailliert ausgearbeitete Konzepte mit über 950 Seiten bei den Organisatoren vom WDR ein. Das Team um Projektleiterin Petra Brandl-Kirsch war angesichts der vielen überdurchschnittlichen Bewerbungen positiv überrascht. Auch der Jury mit Vertretern aus Kultur und Wirtschaft fiel die Entscheidung nicht leicht: Rund ein Drittel der Konzepte wurde von den Juroren für umsetzungsreif befunden. "Wenn es unser Terminplan zugelassen hätte, würden wir gerne mehr als vier Konzerte für die Nachwuchs-Manager spielen", bestätigte Jury- und Big Band-Mitglied Heiner Wiberny.
 
Die Basisanforderungen wie ein geeigneter Veranstaltungsort und gut ausgearbeitete Kalkulationen wurden von fast allen Bewerbungen erfüllt. Viele Projektgruppen hatten auch schon Sponsoring-Partner und Schirmherren gewonnen, eigene Werbemotive entworfen und Ideen für die Pressearbeit gesammelt. Die Auswahlkriterien der Jury waren Kreativität und Durchführbarkeit der Konzepte, die Form der Präsentation und der Teamgeist der Nachwuchsmanager. Kompetenzen, die auch im späteren Berufsleben unabdingbar sind. Auf die Einhaltung der Formalitäten wurde genau geachtet, sichere Rechtschreibung positiv bewertet. Alle, die es nicht unter die ersten Vier geschafft haben, erhielten eine schriftliche Analyse der Experten und für herausragende Leistungen wurden spezielle Zertifikate vergeben, die Schülerinnen und Schüler an zukünftige Bewerbungen anfügen können.

Lernen "on the job" statt theoretischer Planspiele
Als die vier Gewinnerteams grünes Licht bekamen, war die Freude groß und die Nachwuchsmanager begannen engagiert mit der Umsetzung ihrer Konzepte. Zum ersten Kick-Off Meeting kamen sie Ende August bei einem gemeinsamen Workshop in Köln zusammen, um ihre Fragen an die Veranstaltungsexperten und Musikprofis des WDR zu richten, die ihnen mit praktischen Tipps zur Seite standen. Zusätzlich standen die Experten den insgesamt 180 Nachwuchsmanagern während des ganzen Projektverlaufes als Berater zur Verfügung. Schnell merkten die Schülerinnen und Schüler, dass hier kein theoretisches Planspiel auf sie zukam, sondern eine echte Herausforderung und das praxisnahe Lernen "on the job". Die Schülerinnen und Schüler wurden mit einer Vielzahl realer Probleme konfrontiert, die es zu lösen galt - angefangen mit den Stromanschlüssen für die Tonanlage über die Vorlaufzeit der Veranstaltungsmagazine, in denen die Werbung erscheinen sollte, bis zum Ticketverkauf und der Organisation der Garderobe.   
 
Bei der Umsetzung der Veranstaltungs- und Kommunikationskonzepte mussten sie ihr Organisationstalent und ihre Belastbarkeit unter Beweis stellen. Die Vorbereitung der Konzerte verlangte den jugendlichen Führungskräften einiges an Durchhaltevermögen ab. Wie im richtigen Manager-Alltag mussten sich die Teams zunächst organisieren und Hierarchien innerhalb der Gruppe schaffen. Die Zuständigkeiten für Werbung, Logistik, Public Relations, die eigene Homepage oder das Controlling waren zu klären, bevor es losgehen konnte.

Big Band managt Big Band
Seit 25 Jahren gehört zum Konrad-Adenauer-Gymnasium in Kleve eine schuleigene Big Band. Die Schülerinnen und Schüler der aktuellen Besetzung haben bereits Gastspiele im europäischen Ausland absolviert und sehen es als ihre Aufgabe, die junge Generation an Jazz-Musik heranzuführen. Vor diesem Hintergrund formten sie das Team der "Clever Big Band Manager", das zum Auftakt der vierteiligen Konzertreihe der WDR Big Band in der Viller Mühle ein umfangreiches Rahmenprogramm ausgearbeitet hatte, um den Gästen das Thema Jazz in seinen vielfältigen Ausprägungen näherzubringen - dabei spielten sie vor ausverkauftem Haus sogar selbst auf der Bühne. 

Neben der schuleigenen Big Band, die den Abend eröffnete, wurden Interviews mit den Musikern des Headliners geführt. Das Kabarett-Theater "Steinbeißer" des befreundeten Freiherr-vom-Stein Gymnasiums sorgte für Lacher im Publikum. Großen Anklang fand auch eine Ausstellung von typischen Big Band-Instrumenten, die von einer Klever Musikschule zur Verfügung gestellt wurden. Für die gelungene Organisation wurden die Jungmanager von allen Seiten gelobt. Den Mitgliedern der WDR Big Band dürfte es darüber hinaus angesichts der von den Jungmanagern organisierten Shiatsu-Massagen gut gefallen haben.

Mit dem "TeamDream" zum klassenübergreifenden Erfolg
Auch die Klasse 9b des Werner-Jaeger-Gymnasiums aus Nettetal hat die Manager-Feuertaufe erfolgreich bestanden, obwohl sich das WDR-Projekt ursprünglich an Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II richtete. Die Projektgruppe konnte jedoch mit pfiffigen Ideen, Teamgeist und der klassenübergreifenden Arbeit bei den Juroren punkten. Das "TeamDream", bestehend aus 31 Schülerinnen und Schülern der neunten Klasse, holte sich für das komplexe Projekt Verstärkung in Form des vokalpraktischen Kurses der Jahrgangsstufe 13.

Die fünf Schülerinnen, die selbst regelmäßig mit dem Schulorchester musizieren oder im Chor singen, übernahmen die leitende Kontrolle und halfen den Jüngeren. Gemeinsam segmentierten sie die Zielgruppen für das Konzert und stellten mehrere Prognosen über die zu erwartenden Einnahmen auf. Das Rahmenprogramm zum Auftritt der WDR Big Band umfasste neben Aufführungen des schuleigenen Chors und der Tanz-AG auch eine Aftershow-Party in der Turnhalle, die für Besucher des Konzertes kostenfrei blieb und bei der die Schulband auftrat.
 
Ausbildungsplatz dank der "Kuniberg Vest-Spiele"
Zum dritten Konzert der WDR Big Band fanden sich im Festspielhaus Recklinghausen nicht nur 700 Zuhörer ein, sondern auch das Fernsehen war zu Gast. Die Schülerinnen und Schüler vom Team "Kuniberg Vest-Spiele Recklinghausen" hatten ein umfangreiches Programm ausgearbeitet, das von über 500 Musikern und Künstlern aus 23 Künstlergruppen gestaltet wurde. Im ganzen Festspielhaus fanden neben dem Auftritt der WDR Big Band weitere Konzerte statt. Eine Aftershow-Party war ebenso eingeplant wie ein Buffet, das im Ticketpreis bereits enthalten war.

Zur Promotion griffen die Schülerinnen und Schüler auf neueste Werbetrends zurück: "Wir haben unter anderem Guerilla-Marketing gemacht und sind mit Pappschildern durch die Stadt gelaufen", erzählte eine Schülerin im Gespräch mit der Rhein Zeitung. Der Erfolg blieb nicht aus, und die 80 Nachwuchsmanager des Bildungsganges "Kaufmännischer Assistent" konnten mit ihrer Leistung zufrieden sein. Einen Erfolg der besonderen Art verbuchte Teammitglied Robin Sonnhoff: "Ich habe in einer Bewerbung auf unsere Aktion hingewiesen und prompt den Ausbildungsplatz bekommen".

Musikalische Brücken und ein Gratisgetränk im "Liebevoll"
Beim letzten "Wir sind Manager"-Auftritt der WDR Big Band schlug das Team "Band ConnAIXion" aus Aachen musikalische Brücken. Sie verfremdeten das Wort "Connection" mit dem französischen Aix-la-Chapelle. "Wir wollten in unserem Namen ausdrücken, dass wir aus Aachen kommen", so die Nachwuchsmanager auf ihrer Homepage über das Projekt. Die sechs Schülerinnen und Schüler der "Pius-Big Band" organisierten den Auftritt der WDR Big Band in der Zitadelle Jülich.

Für den musikalischen Empfang in der Zitadelle hatten sie das versierte "Heiko-Schulz-Trio" gewinnen können, das die Gäste auf den swingenden Auftritt der Big Band einstimmte und auch in der Pause für dezente musikalische Untermalung sorgte. Zum stimmungsvollen Ausklang des Abends hatten sich die Organisatoren in Kooperation mit den zwei größten Gastronomiebetrieben in der Jülicher Innenstadt etwas Besonderes einfallen lassen. Konzertbesuchern im "Careba" durften nach dem Vorzeigen ihrer Karte eines von zwei kostenlosen Menüs auswählen, während im "Liebevoll" mit einem beliebigen Gratisgetränk auf den Erfolg von "Wir sind Manager" angestoßen wurde.

Für die Schülerinnen und Schüler gingen ereignisreiche Tage zu Ende. Das WDR-Projekt hat ihnen vieles abverlangt, aber die Nachwuchsmanager gewannen auch viele neue Erkenntnisse dazu. Jenseits von Planspielen haben sie reale Verantwortung übernommen und Lektionen fürs Leben gelernt, die sich auf keinem Stundenplan wieder finden.

Autor(in): Matthias Denke
Kontakt zur Redaktion
Datum: 25.01.2007
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