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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 19.02.2004:

Europäisch denken als Karnevalsmotto

Premiere beim Kölner Karneval für ausländische Partnerschulen

Jede Schule hat beim Karneval ihr eigenes Motto. So wie das Gymnasium Rodenkirchen, das den erbärmlichen Zustand seiner Toiletten anprangert: Auf dem steril weiß gehaltenen Wagen wird es nur so von Schülern in weißen Overalls wimmeln, deren Kostüme aus Putzschwämmen und Putzmitteln bestehen. Im Schlepptau der Schüler, die ihrem Unmut karnevalistisch Luft machen, befinden sich überdimensionierte Reinigungs-Enten aus Pappmachée.

Andere Schulen, wie die Europaschule Köln, schauen dann lieber über den eigenen Tellerrand: "Bei Pisa sin mir afjeschmiert, jetz wed ald pränatal jeliehrt". (Übers.: Bei Pisa sind wir abgeschmiert, jetzt wird halt pränatal gelehrt). Die Schüler der Europaschule erklären die Dramaturgie ihres Karnevalauftrittes so: Die Sendezentrale, die sich auf dem Festwagen befindet, sendet unablässig "Schlau-mach-Signale" an die noch ungeborenen Babys aus. So können alle, wenn sie zur Welt kommen, ganz schnell Romane lesen, Binome beherrschen und das Abitur im Laufstall absolvieren. Ein kleiner Seitenhieb der Europaschule auf den kometenhaften Aufstieg der frühkindlichen Bildung, die nach PISA von einigen Politikern als Wundermittel gegen die Schulmisere gepriesen wurde.

Nicht nur Kritik, sondern auch Lob für Bildung
Doch nicht nur Kritik wird man auf der gut sechs Kilometer langen Zugstrecke von den 4000 Aktivisten zu Gesicht bekommen, sondern auch Lob - für die Ganztagsschule zum Beispiel. Die St. Nikolaus-Schule aus Köln-Zollstock ist seit Beginn des Jahres eine "offene Ganztagsgrundschule". Und weil die Kinder plötzlich zur Verwunderung vieler Erwachsener gerne länger in der Schule bleiben, heißt das Karnevalsmotto "M´r künne uns vun uns´rer Schull nit trenne - am leevste wöde m´r he noch penne!". Dass sich die Schüler tatsächlich kaum von ihrer Schule trennen können ist nicht mal eine Übertreibung, denn allein im vergangenen Halbjahr haben die Schüler von St. Nikolaus bei drei Lesenächten im Schulgebäude übernachtet. Mit einem Augenzwinkern verweist Schulleiter Alfred Weber auf die Landesregierung, die schließlich dazu auffordere, die Gebäude einer Ganztagsschule besser zu nutzen. In Köln-Zollstock tue man dies nun eben rund um die Uhr...

Premiere für ausländische Partnerschulen
Doch nicht nur die große Bandbreite an Originalität, Phantasie und Parodie stehen dieses Jahr im Mittelpunkt des Schulumzugs, sondern auch die Integration ausländischer Schulen und Gruppen. Partnerschulen aus Frankreich und Guadeloupe üben sich im "kölschen" Brauchtum und bringen natürlich auch die Kultur ihrer Heimat mit ein - eine Art interkultureller Karneval am Rhein. Für die Schüler aus Guadeloupe ist es eine Premiere. Ebenfalls zum ersten Mal reist auch eine Montessori-Grundschule aus Düsseldorf an, was für den "Kölner an sich" auch zum Ausland gehört. Doch da die Kölner sich ja ihrer Toleranz rühmen, wird auch dieser Wagen herzlich empfangen werden. Ganz ohne Partnerschule wurde eine Gruppe ausländischer Studierender der Uni Köln beim Festkomitee vorstellig, mit der Bitte, ebenfalls am Umzug teilnehmen zu dürfen. Die Darbietung der multikulturellen Studierendengruppe am Sonntag unterliegt allerdings noch der größten Geheimhaltung. 

Der olympische Gedanke zählt
Die besten Wagen werden zwar gelobt, aber eine Jury wie beim "richtigen" Rosenmontagszug gibt es zum Bedauern vieler Schulen nicht. Marianne Trompeter, ehemalige Schulamtsdirektorin und Mitorganisatorin, betont denn auch nicht nur den europäischen, sondern auch den olympischen Gedanken des Umzugs: "Dabeisein ist das Entscheidende". Sie drückt die Daumen, dass das Wetter mitspielt, denn Erwachsense könnten vielleicht auch bei Regen lachen, aber Kinder seien da noch nicht so flexibel. 

Der Schul- und Veedelszug wird am Sonntag, dem 22. Februar 2004, von 13.15 Uhr bis 17.10 im WDR-Fernsehen übertragen.

 

 

Autor(in): Udo Löffler
Kontakt zur Redaktion
Datum: 19.02.2004
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