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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 10.11.2003:

"Es gibt wenig, was noch sinnvoller sein könnte"

Der Pädagogische Austauschdienst fördert internationale Schulprojekte
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Ilse Brigitte Eitze-Schütz

Immer mehr Schulen entwickeln eigene Schulprogramme - zusammen mit Partnerschulen in Europa. Zuständig für das Comenius-Projekt der EU ist der Pädagogische Austauschdienst (PAD) in Bonn. Die Online-Redaktion von Bildung PLUS sprach mit Ilse Brigitte Eitze-Schütz, der Leiterin des PAD, über die Bedeutung von internationalen Schulprojekten, Evaluierung und warum es wenig Sinnvolleres gibt als Lehrer, die über den eigenen Tellerrand schauen.

Bildung PLUS: Seit PISA rücken die Schulen immer mehr in den Vordergrund. Hat die Bedeutung von COMENIUS, besonders von Schulentwicklungsprojekten, seitdem zugenommen?

Eitze-Schütz: Das ist nicht einfach zu beantworten. Insgesamt haben sich nicht mehr Schulen beworben. Im Gegenteil: Wir sind immer noch in der Situation, dass wir für die Teilnahme an COMENIUS werben müssen. Allerdings ist die Zahl der Bewerbungen für COMENIUS-Schulentwicklungsprojekte gestiegen. Das muss aber nicht an PISA liegen. Ein Grund ist sicher auch, dass es diesen Projekttyp erst seit dem Jahr 2000 gibt.

Bildung PLUS: Welchen Stellenwert nimmt COMENIUS im Rahmen von Sokrates ein?

Eitze-Schütz: Am Gesamtbudget des SOKRATES-Programms hat COMENIUS einen Anteil von knapp 28 Prozent. Dieser Anteil spiegelt aber nicht die Bedeutung wider, die der Schulbereich dabei hat. Im Schuljahr 2003/2004 nehmen rund 1200 Schulen in Deutschland im Rahmen von COMENIUS teil - dafür brauchen sie mindestens zwei Partnerschulen in Europa. Wenn man sich vor Augen führt, wie viele Schüler und Lehrer von einer Schulpartnerschaft profitieren, wird deutlich, dass der Schulbereich im SOKRATES-Programm eine besonders große Rolle spielt.

Bildung PLUS: Der Pädagogische Austauschdienst ist ja nicht nur für die Vergabe der Fördermittel zuständig, sondern auch für die Beratung. Wie können Sie interessierte Schulen beraten?

Eitze-Schütz: Neben der persönlichen Beratung können sich Schulen auf unserer Website informieren, über die auch Kontakt zu den bereits teilnehmenden Schulen möglich ist. Das macht es für interessierte Schulen einfacher und überzeugender. Daneben beraten die SOKRATES-Beauftragten der Kultusministerien der Länder, die auch die jährlichen Ausschreibungen vornehmen.

Darüber hinaus veröffentlichen wir Publikationen, in denen Beispiele guter Praxis vorgestellt werden und regelmäßig einen Newsletter, der aktuell über SOKRATES und die einzelnen Aktionen informiert. Eine weitere Form der Beratung sind Seminare, die wir und die Kultusministerien der Länder durchführen. Daran können sowohl deutsche als auch ausländische Schulen teilnehmen. Wir schaffen so eine Plattform, auf der sich potenzielle Partner kennen lernen und Ideen für die Zusammenarbeit entwickeln können.

Bildung PLUS: Was kommt bei Schulentwicklungsprojekten unter dem Strich eigentlich heraus?

Eitze-Schütz: Allgemein kann man für alle COMENIUS-Projekte sagen, dass die teilnehmenden Schulen einen Zuwachs im fachlichen, methodischen, sprachlichen und interkulturellen Bereich verzeichnen. Die Schulentwicklungsprojekte bewirken darüber hinaus noch einen spezifischen Zuwachs an Wissen und Erkenntnissen über Schule an sich.

Die Schulen in Deutschland werden zunehmend von ihren Kultusministerien aufgefordert, Schulprogramme zu entwickeln, und diese Arbeit kann sehr gut dadurch unterstützt werden, dass man sich austauscht, wie dies an Schulen in Dänemark, in den Niederlanden oder anderen Staaten gemacht wird.

Bildung PLUS: Findet eine Evaluierung statt?

Eitze-Schütz: Alle Schulen eines COMENIUS-Projekts legen uns hinterher einen Bericht vor. Diese Berichte sind sehr unterschiedlich - das reicht von einem einfachen Formblatt bis hin zu CD-Roms, Internet-Seiten oder zweisprachigen Glossaren.

Eine Evaluation im eigentlichen Sinne dieses Wortes gibt es aber bedauerlicherweise nicht. Dabei wären es viele der eingehenden Berichte wert, genauer ausgewertet zu werden, und zwar mit dem Ziel, die besten davon anderen zur Verfügung zu stellen. Das geschieht zum Teil. Wir haben aber keine Möglichkeit, das systematisch zu machen, weil die Abwicklung und Verwaltung der COMENIUS-Projekte sehr zeit- und personalaufwändig sind. Mit der Evaluierung haben wir ein Feld, auf dem wir noch nicht ausreichend tätig waren.

Bildung PLUS: Wie wichtig ist es, dass Lehrer über den eigenen Tellerrand schauen?

Eitze-Schütz: Wir sind davon überzeugt, dass es außerordentlich wichtig ist, dass alle Menschen über den eigenen Tellerrand schauen - insbesondere Lehrerinnen und Lehrer. Deren Aufgabe ist es ja, die zukünftigen Generationen auf ein Leben nach oder außerhalb der Schule vorzubereiten. Und dieses Leben ist kein lokales Leben, sondern ein nationales, europäisches und globales Leben.

PISA hat deutlich gemacht, dass wir von anderen lernen können - und zwar nicht nur Schülerinnen und Schüler, sondern auch Lehrerinnen und Lehrer. Dazu ist es gut und hilfreich zu sehen, wie Kollegen im Ausland arbeiten, die dasselbe Fach unterrichten oder ähnliche Aufgaben in der Schulleitung oder in der Lehrerausbildung haben.

Ich denke, es gibt weniger, was noch sinnvoller sein könnte, weil Begegnung und Austausch mit anderen nicht nur die Möglichkeit bietet, von ihnen zu lernen, sondern auch, sich der eigenen Verfahren, Verhaltensweisen, Einstellungen und Überzeugungen bewusst zu werden und sie kritisch zu hinterfragen.


Ilse Brigitte Eitze-Schütz, seit Dezember 1995 Leiterin des Pädagogischen Austauschdienstes der Kultusministerkonferenz (PAD). War vorher bei der Bezirksregierung Düsseldorf für den internationalen Austausch des Landes Nordrhein-Westfalen zuständig. In der Zeit parallel 7 Jahre als Dezernentin in der Schulaufsicht für Gesamtschulen tätig.

Autor(in): Udo Löffler
Kontakt zur Redaktion
Datum: 10.11.2003
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