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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 21.11.2002:

Klasse statt Masse - Bayerische Avantgarde in Sachen Schulentwicklung

Das bayerische Pilotprojekt startet mit 23 Schulen

 
 
An der Spitze der Schulentwicklung in Bayern steht ein Pilotprojekt mit 23 Schulen: "MODUS21 Modell Unternehmen Schule im 21. Jahrhundert - Schule in Verantwortung". Diese Schulen fast aller Schulformen praktizieren in Bayern stellvertretend, wie mehr Selbstständigkeit an Schulen die Qualität des Unterrichts und der Erziehung steigern kann. Von den 5300 Schulen in Bayern nehmen jetzt 0,4 Prozent der bayerischen Schulen am Pilotprojekt teil, das auf fünf Jahre angelegt ist. Nach der Bewertung der Ergebnisse des Pilotprojekts werden die erfolgreichen Ansätze auf die anderen Schulen ausgeweitet. Jedes Schuljahr kommen überdies neue Schulen zum Pilotprojekt dazu.

Die Bezeichnung "Unternehmen Schule" zeigt an, dass sich Schulen auf dem Weg in die Welt der Innovation und des Schulmanagements an das Vorbild von Wirtschaftsunternehmen anlehnen. Sind es doch gerade Unternehmen, die um der Existenz willen gezwungen sind, innovativ zu sein und flexibel zu handeln zu.
Während Nordrhein-Westfalen im Modellvorhaben "Selbstständige Schulen NRW" eng mit der Bertelsmann Stiftung kooperiert, unterstützt der "Bildungspakt Bayern" das Pilotprojekt MODUS21.

Bildungsstandort Bayern
Der Bildungspakt besteht aus über 90 so genannten "Stiftern", das sind Unternehmen oder Organisationen von "Allianz AG" bis "ZDF". Die HUK-COBURG Versicherungsgruppe begründet ihr Engagement am Bildungspakt damit, dass das "Image von Wirtschaftsunternehmen" nicht mehr nur vom geschäftlichen Erfolg bestimmt würde, sondern auch vom gesellschaftlichen Engagement.

Die wesentlichen Kriterien für die Teilnahme der 23 Schulen an MODUS21 sind Freiwilligkeit sowie die Bereitschaft und Fähigkeit der Schulleiter, mit dem bayerischen Kultusministerium zu kooperieren. Zudem müssen die Pilotschulen schon vorher sehr weit in der inneren Schulentwicklung fortgeschritten gewesen sein. Die Stifterunternehmen tragen mit Geld und Know-how ihren Teil zur Entwicklung des Pilotprojektes bei, im eigenen Interesse und im Interesse der Stärkung des Bildungsstandortes Bayern.

Mehr Qualität ist ein Muss
Genauso wie in Nordrhein-Westfalen können sich die Modellschulen in Bayern nicht selbst Gesetze geben. Selbstverständlich darf die Schulpraxis nicht mit dem Grundgesetz, der Landesverfassung und den Schulgesetzen kollidieren. In klar umrissenen Feldern können die Schulen jedoch eigene Wege gehen, um Unterricht und schulische Arbeit zu verbessern. Dabei wurden vier Felder definiert:

1. Qualität von Unterricht und Erziehung
2. Personalmanagement und Personalführung
3. Inner- und außerschulische Partnerschaften
4. Sachmittelverantwortung

Alle bayerischen Modellschulen sind verpflichtet, ihre Schule im Arbeitsfeld "Qualität von Unterricht und Erziehung" weiterzuentwickeln. Die 23 bayerischen Vorreiterschulen müssen in zwei der vier Arbeitsfeldern Schulentwicklung betreiben. Auch in Nordrhein-Westfalen müssen die Modellschulen in mindestens zwei der fünf Arbeitsfeldern Vorschläge zur Schulentwicklung machen. Anders als in Bayern verpflichten sich die nordrhein-westfälischen Modellschulen dazu, laufend den Stand der Schulentwicklung zu evaluieren - Punkt fünf: "Qualitätssicherung und Rechenschaftsauslegung".

Mitbestimmung schon in der Projektvorbereitung
Benedikt Glatzl, Vorstandsmitglied der Landesschülervertretung Bayern, sieht viele Chancen im Pilotprojekt MODUS21: "Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass die Schulen, wenn sie die neue Eigenverantwortlichkeit ausnutzen, sich öffnen und wirklich die Individualität ihrer Schule betonen und damit ein sehr breites Spektrum an Angeboten in ganz Bayern schaffen." Der Vorteil von mehr Autonomie der Modellschulen sei es, dass die Schulen die Stärken ausbauen und Schwerpunkte setzen könnten. Der Einfluss der Wirtschaft auf MODUS21 sei dann positiv, wenn die Wirtschaft das Engagement nicht dazu nutze, "direkt Einfluss auf Schule und Schüler zu nehmen."

Glatzl sagt, es sei positiv, dass die Schüler und Schülerinnen der Pilotschulen befragt wurden. Die Landesschülervertretung Bayern dagegen ist an der Vorbereitung des Pilotprojektes nicht beteiligt worden. Dazu Glatzl: "Es wäre schön, wenn auch auf höherer Ebene die Schüler einbezogen werden. Man könnte uns mehr Mitspracherechte zugestehen und zu derartigen Projekten anhören oder zumindest Informationen zukommen lassen." Die nordrhein-westfälische Landesschülervertretung konnte vorab auf einer Mitwirkungsveranstaltung eigene Vorschläge einbringen. Anschließend hat die Landesschülervertretung die Schulen in Nordrhein-Westfalen über den Projektstand informiert.

Gelingt der Transfer?
Das Pilotprojekt in Bayern ist mit 23 Schulen sehr übersichtlich. Durch die geringe Zahl der Pilotschulen wolle man verhindern, dass einzelne Schulen, wie z.B. in Nordrhein-Westfalen, durch zuviel Freiraum überfordert würden, sagt Claudia Piatzer, Pressesprecherin des Kultusministeriums in Bayern. Für Benedikt Glatzl sind die bayerischen Pilotschulen im Vorteil gegenüber Modellen, die nach dem nordrhein-westfälischen Muster, flächendeckend entwickelt würden. Allerdings sieht er die Gefahr einer "Zwei-Klassen-Schulgesellschaft".

Es bleibt abzuwarten, ob erfolgreiche Ansätze aus dem Pilotprojekt systematisch auf die anderen Schulen übertragen werden können. Denn letztlich ist es das Ziel aller Reformprojekte in Sachen Schulentwicklung, generell die Qualität von Unterricht und Schule zu verbessern.

Autor(in): Arnd Zickgraf
Kontakt zur Redaktion
Datum: 21.11.2002
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