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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 26.11.2020:

„Lehrkräfte als Umsetzende des digitalen Wandels sollen Orientierung und Unterstützung erfahren.“

Das digital.learning.lab bietet Impulse für einen digitalen Unterricht
Das Bild zum Artikel
Bildrechte: Ronny Röwert

Das digital.learning.lab (dll) ist ein Online-Kompetenzzentrum für die Unterrichtsgestaltung in digitalen Zeiten. Lehrkräfte finden hier Anregungen und Unterstützung, ihren Unterricht unter Berücksichtigung der Kompetenzen für eine digitalisierte Lebens- und Arbeitswelt weiterzuentwickeln. Die Plattform ist im Herbst 2018 online gegangen. Die Online-Redaktion von „Bildung + Innovation“ sprach mit Ronny Röwert, dem Projektkoordinator des dll am Institut für Technische Bildung und Hochschuldidaktik an der Technischen Universität Hamburg (TUHH), über die Ziele und Inhalte der Plattform für Lehrkräfte.



Online-Redaktion: Wie entstand die Idee zum digital.learning.lab (dll) und wer betreibt es?

Röwert: Die Idee entstand vor etwa drei Jahren. In Hamburg stand man vor der Frage, wie digitale Medien in jedem Unterrichtsfach mit dem Smartphone oder dem Laptop ganz selbstverständlich eingesetzt werden können, ähnlich wie ein Arbeitsheft, ein Schulbuch oder ein Stift, und wie neue digitale Unterrichtsimpulse unter Lehrkräften besser geteilt werden können. Infolgedessen haben sich die Hamburger Behörde für Schule und Berufsbildung, die Joachim Herz Stiftung und wir von der Technischen Universität Hamburg zusammengetan, um ein Konzept für eine Plattform auszuarbeiten, die dieses ermöglichen sollte. Für die technische Infrastruktur und Entwicklung der Plattform sind wir vom Institut für Technische Bildung und Hochschuldidaktik an der TU Hamburg zuständig. Die Behörde für Schule und Berufsbildung verantwortet die Erstellung der digitalen Unterrichtsbausteine und wird dabei von der Joachim Herz Stiftung unterstützt, die ihre umfangreichen Erfahrungen mit digitalen Unterrichtsangeboten für die Naturwissenschaften und das Fach Wirtschaft einbringen konnte.

Online-Redaktion: Was ist der Zweck der Plattform?

Röwert: Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat 2016 die Strategie „Bildung in der digitalen Welt“ veröffentlicht, in der sie empfiehlt, dass Schüler*innen in möglichst allen Unterrichtsfächern in ihrer digitalen Kompetenzentwicklung gefördert werden sollen. Für die Umsetzung müssen aber passende Unterrichtskonzepte entwickelt werden. Auf der Plattform suchen wir nach Ideen und Umsetzungsansätzen speziell für Lehrkräfte, damit sie die Schüler*innen so fördern können, wie es von der KMK formuliert wurde und bis heute sowie in Zukunft gültig ist. Auf diese Weise sollen Lehrkräfte als Umsetzende des digitalen Wandels Orientierung und Unterstützung erfahren.

Online-Redaktion: Wie nehmen die Lehrkräfte die Plattform an?

Röwert: Wir sehen einen kontinuierlichen Anstieg bei der Nutzung durch Lehrkräfte, der durch die Corona-Pandemie seit März 2020 aber noch einmal ein vielfach höheres Niveau erreicht hat. Inzwischen lassen sich Lehrkräfte aus allen Bundesländern auf der Plattform zu neuen Unterrichtsimpulsen inspirieren.

Online-Redaktion: Wie wichtig ist digitale Bildung für Schüler*innen?

Röwert: Wenn man davon ausgehen kann, dass die spätere Lebens- und Arbeitswelt der heutigen Schüler*innen vor allen Dingen auch durch Digitalität maßgeblich geprägt sein wird, ist es umso wichtiger, mit einer breiten Medienbildung so früh wie machbar und sinnvoll anzusetzen. Die Schüler*innen müssen stärker befähigt werden, in einer digital geprägten Welt auch selbst gestaltend aktiv und dabei zugleich kritisch-konstruktiv wirken zu können. Um diesem hohen Anspruch möglichst gerecht zu werden, erscheint es aus meiner Sicht sinnvoll, digitale Medien im Unterricht so einzusetzen, dass diese Kompetenzen zielführend gefördert werden. Für jedes Unterrichtsfach müssen dafür passende, möglichst lokale und individuelle Lösungen gefunden werden.

Online-Redaktion: Wie ist das digital.learning.lab (dll) strukturell und inhaltlich aufgebaut, und wie können Lehrkräfte es nutzen?

Röwert: Zentral sind die drei Inhaltstypen: digitale Unterrichtsbausteine, Tools und Trends. Der Zugang zum dll erfolgt über die sechs Kompetenzbereiche des Kompetenzrahmens der Kultusministerkonferenz „Bildung in der digitalen Welt“. Da die Inhaltselemente jeweils den entsprechenden Kompetenzbereichen zugeordnet sind, können Lehrkräfte direkt die Inhalte auswählen, die sie brauchen, um die jeweiligen Kompetenzen bei ihren Schüler*innen zu fördern.

Das Herzstück der Plattform sind die digitalen Unterrichtsbausteine, das sind Praxisbeispiele, die konkrete Unterrichtssituationen für den Fachunterricht abbilden und von Lehrkräften in der Praxis erprobt sind. Es gibt grundsätzlich für alle Schulformen, alle Jahrgangsstufen und alle Fächer unterschiedliche digitale Unterrichtsbausteine. Zu jedem Baustein werden die digitalen Werkzeuge - Tools - benannt, mit denen man den Baustein umsetzen kann. Darüber hinaus bieten wir aktuelle Forschungsimpulse, aktuelle Veröffentlichungen, Projektbeispiele im Bereich „Trends“ an, um den Lehrkräften einen möglichst breiten Zugang und Blick zu dem Thema digitale Unterrichtsentwicklung zu bieten.

Online-Redaktion: Können auch digital ungeübte Lehrkräfte das digital.learning.lab (dll) nutzen?

Röwert: Ja, auch wenn Lehrkräfte ohne großes technisches Vorwissen ins Thema einsteigen, entwickeln die meisten, nachdem sie sich ein paar Beispiele aus der Unterrichtspraxis angeschaut haben, zumindest eine Idee davon, wie sie ihren Unterricht digital weiterentwickeln können.

Online-Redaktion: Wie können digitale Medien den Unterricht verbessern?

Röwert: Digitale Medien haben das Potenzial, individualisierte Lehr- und Lernszenarien stärker zu etablieren, d.h. breitere Inhalte zur Verfügung zu stellen, mit denen Schüler*innen je nach ihrem Lernstand und Lernstil leichter lernen können. Aber die Umsetzung hängt natürlich von der konkreten Situation, dem Fach und der Fähigkeit der Lehrkraft ab und ist nicht einfach automatisch gegeben. Außerdem können Lehrkräfte heutzutage - wenn sie mit digitalen Werkzeugen souverän arbeiten können - immer leichter Unterrichtskonzepte entwickeln und diese unkomplizierter mit anderen Lehrkräften teilen und so eine zukunftsfähige Schulbildung realisieren.

Online-Redaktion: Können Lehrkräfte beim digital.learning.lab auch eigene Unterrichtsmaterialien hochladen?

Röwert: In der ersten Phase von 2018 bis 2019 hat ein Team aus Hamburger Lehrkräften die Inhalte und Unterrichtsbausteine entwickelt und veröffentlicht. Im Herbst 2019 haben wir die Plattform noch einmal stärker überarbeitet und einen Login-Bereich entwickelt, über den sich Lehrkräfte registrieren können und niedrigschwellig, ohne technisches Spezialwissen, ihre eigenen digitalen Unterrichtsbausteine einreichen können. Die Struktur dafür ist anhand vieler bereits veröffentlichter Unterrichtsbausteine vorgegeben, sie können sich daran orientieren und die Inhalte eintragen. So sind alle digitalen Unterrichtsbausteine vergleichbar. Seitdem gehen auch die ersten Lehrkräfte diesen Weg, auch bundesweit, und haben ihre Materialien eingepflegt. Diese werden nach Sichtung durch die Hamburger Behörde für Schule und Berufsbildung veröffentlicht. Heute stehen schon über 200 digitale Unterrichtsbausteine zur Verfügung.

Online-Redaktion: Haben die Materialien alle eine freie Lizenz?

Röwert: Ja, das war eine der Kernideen seit dem Start des Projekts, das alles offen gedacht ist, sowohl die Inhalte als auch die Plattform selbst, damit es auch für Lehrkräfte weit über Hamburg hinaus bundesweit nutzbar ist. Alle Inhalte stehen, sofern nicht anders angegeben, unter einer offenen CC BY SA-Lizenz, so dass sie unter Nennung der Urheber*innen genutzt, verändert und auch wieder veröffentlicht werden können. Es gibt auch Informationen zum Thema „freie Lizenzen“ für Lehrkräfte, die damit noch nicht so vertraut sind, damit sie unbesorgt ihr eigenes Material teilen können. Bei der Qualitätssicherung wird darauf geachtet, dass die Materialien diesen Maßstäben entsprechen.

Online-Redaktion: In Zeiten von Corona ist der Hybridunterricht immer wieder Thema. Wie unterstützt das digital.learning.lab diesen?

Röwert: Ursprünglich war die Plattform nicht für diese besondere Situation und Herausforderung des Schulbildungssystems gedacht, aber seitdem das Thema so aktuell ist, haben wir versucht, sie so zu gestalten, dass sie auch für die aktuelle Situation passend ist. Wir haben auf der Startseite eine Sonderseite platziert, auf der wir fortlaufend neue Informationen und Unterstützungsangebote zum Thema Hybridunterricht aufbereiten, besonders für den digital gestützten Unterricht. Außerdem haben wir alle digitalen Unterrichtsbausteine und Toolempfehlungen danach geclustert, ob sie für den Hybridunterricht grundsätzlich geeignet sind, und konkrete Qualifizierungsangebote zusammengestellt. Die Nutzungszahlen sind seitdem enorm gestiegen und konstant auf hohem Niveau, so dass wir auch versuchen, diesem gesteigerten Interesse bestmöglich gerecht zu werden.

Online-Redaktion: Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?

Röwert: Wir sind vor allem damit beschäftigt, das Nutzungserlebnis auf der Plattform im Sinne der Zielgruppe der Lehrkräfte weiter zu optimieren. Das betrifft vor allem technische Aspekte, aber auch alle anderen Möglichkeiten, Lehrkräfte bestmöglich dabei zu unterstützen, eigene Inhalte auch einzureichen und zu teilen. Wir betreiben außerdem eine Begleitforschung zur Wirksamkeit der Plattform. Wir haben in den letzten Wochen und Monaten Interviews mit Nutzenden, aber auch mit Multiplikator*innen, wie Medienbeauftragten oder Schulleitungen geführt, die wir aktuell analysieren. Wir arbeiten auch daran, wie wir die bundesweite Nutzung leichter ermöglichen können und Inhalte bundesweit anbieten, zum Beispiel konkret durch die Zusammenarbeit mit anderen Plattformen wie „MUNDO“ oder „WirLernenOnline“, so dass die Integration in andere Plattformen reibungslos gelingt.
Weiterhin werden wir versuchen, die aktuellsten Impulse und Ideen im Zuge der Herausforderungen der Corona-Pandemie, vor allen Dingen was den Hybridunterricht betrifft, auf der Plattform zu platzieren. Allgemein steckt natürlich in dem Thema der digitalen Unterrichts- und auch Schulentwicklung eine unheimliche Dynamik, so dass wir sehr gespannt sind, wo die Reise weiter hingeht und welche Beiträge wir leisten können.


Ronny Röwert
ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Technische Bildung und Hochschuldidaktik der Technischen Universität Hamburg. Nach Stationen bei CHE Consult, Kiron Open Higher Education und dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft koordiniert er aktuell an der Technischen Universität Hamburg das offene Online-Kompetenzzentrum digital.learning.lab für die schulische Unterrichtsgestaltung in digitalen Zeiten. Darüber hinaus forscht und lehrt er zu Digital- sowie Offenheitspraktiken in Bildungs- und Wissenschaftskontexten.



Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 26.11.2020
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